Bücher von BKiD
Tewes Wischmann, Petra Thorn (Hrsg.)
Unerfüllter Kinderwunsch – Broschüre für Männer
Umschlagtext
Mit diesem Ratgeber möchte das Bundesfamilienministerium Männer beim Umgang mit unerfülltem Kinderwunsch unterstützen und ihnen vielfältige Hilfs- und Unterstützungsangebote aufzeigen.
PDF: 80 Seiten
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), Autor: Deutsche Gesellschaft für Kinderwunschberatung – BKiD e.V. 2020
Die Broschüre kann hier kostenfrei heruntergeladen werden.
Tewes Wischmann, Petra Thorn (Hrsg.)
Kinderwunsch? Beratung! Perspektiven der psychosozialen Kinderwunschberatung in Deutschland – Tagungsband der öffentlichen Fachtagung, Hamburg, 12. und 13. Mai 2017
Umschlagtext
Dieser kostenfreie Tagungsband fasst die Ergebnisse zweier Veranstaltungen zusammen, welche vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend initiiert und gefördert wurden. Das ExpertInnenforum „Perspektiven der psychosozialen Kinderwunschberatung in Deutschland“ trug im September 2016 bestehende Angebote psychosozialer Kinderwunschberatung zusammen und identifizierte Lücken im diesem Bereich. Die Fachtagung „Kinderwunsch? Beratung!“ stellte im Mai 2017 erstmalig in Deutschland die psychosoziale Beratung bei unerfülltem Kinderwunsch in den Mittelpunkt einer 1½-tägigen bundesweiten Tagung. Namhafte Fachvertreter und die interessierte Öffentlichkeit diskutierten die zukünftige Entwicklung im Rahmen künstlerischer Angebote zum Thema „Kinderwunsch? Beratung!“.
PDF: 100 Seiten
Verlag: FamART; Auflage: 1. Aufl. (2018)
ISBN-13: 978-3-9452-7532-0
Dorothee Kleinschmidt, Petra Thorn, Tewes Wischmann (Hrsg.)
Das Handbuch des Beratungsnetzwerkes Kinderwunsch Deutschland (BKiD)
Umschlagtext
Ungewollte Kinderlosigkeit nimmt weiter zu und damit auch der Wunsch nach vielfältigen Behandlungsmöglichkeiten. Das Handbuch des Beratungsnetzwerkes Kinderwunsch Deutschland veranschaulicht kompetent, gut verständlich und aktuell einen Großteil des gesamten Spektrums. Es enthält Erfahrungsberichte, Fallbeispiele, Beschreibungen unterschiedlicher Konzepte sowie wissenschaftliche Grundlagendarstellungen und bietet damit eine Übersicht über aktuelle psychosoziale Ansätze.
Broschiert: 156 Seiten
Verlag: Kohlhammer; Auflage: 1. Aufl. (März 2008)
ISBN-13: 978-3170199408
Doris Wallraff, Petra Thorn, Tewes Wischmann (Hrsg.)
Der Ratgeber des Beratungsnetzwerkes Kinderwunsch Deutschland (BKiD)
Umschlagtext
Mit dem „BegLeitfaden“ wird Paaren mit Kinderwunsch ein Buch in die Hand gegeben, das sie in jeder Phase ihrer Kinderwunschzeit begleitet und ihnen zeigt, was sie in welcher Phase aktiv für sich tun können. Das Buch ist so gestaltet, dass sie sich mit den spezifischen Themenbereichen beschäftigen können, die in bestimmten Phasen der Kinderwunschzeit relevant sind. Jedes Kapitel enthält anschauliche Fallbeispiele und konkrete Anregungen für die Paare mit Kinderwunsch, wie z.B. Fragen, zu denen man sich Gedanken machen kann oder die man als Paar besprechen kann, Ideen zur alltagsnahen Umsetzung oder auch Fragebögen zur Entscheidungsfindung. Das Buch ist durch die Kooperation und den Austausch von psychosozialen Kinderwunschberaterinnen und -beratern entstanden, die die Inhalte bereits in der Praxis verwendet haben.
Broschiert: 232 Seiten
Verlag: Kohlhammer; Auflage: 2. Aufl. (Juni 2022)
ISBN-13: 978-3170239418
Petra Thorn, Tewes Wischmann, Susanne Quitmann, Almut Dorn (Hrsg.)
Psychosoziale Kinderwunschberatung – medizinische, ethische und psychosoziale Aspekte, beraterische Interventionen
Umschlagtext
Die psychosoziale Kinderwunschberatung hat in den letzten Jahrzehnten eine rasante Entwicklung genommen. Von einer randständigen Beratung, die weder von der psychosozialen oder medizinischen Profession noch von Ratsuchenden wahrgenommen wurde, entwickelte sie sich in Deutschland und international zu einer Fachberatung. Eingebunden in die hochdynamischen Entwicklungen der Reproduktionsmedizin und in gesellschaftliche Trends, die immer vielfältigere Familienzusammensetzungen zulassen, erfordert diese Beratung nicht nur Fachwissen sondern auch kontinuierliche Weiterbildung in allen Bereichen dieser Familienbildung. Seit mehreren Jahren führt BKiD Fortbildungen zur psychosozialen Kinderwunschberatung durch. Hieraus entwickelte sich das Konzept einer aus drei Modulen bestehenden Grundlagenfortbildung mit Vertiefungsfortbildungen zu spezifischen Themenbereichen. In diesem Fortbildungsmanual wurden die Inhalte der Grundlagenfortbildung zusammengestellt.
Broschiert: 150 Seiten
Verlag: FamART; Auflage: 2. Aufl. (2018)
ISBN-13: 978-39452-7503-0
Petra Thorn
Psychosoziale Kinderwunschberatung im Rahmen der Gametenspende
Umschlagtext
Dieses Fortbildungsmanual vermittelt relevante Fach- und Sachinformation zur medizinischen Behandlung und den juristischen sowie berufsrechtlichen Regelungen der Spendersamenbehandlung in Deutschland. Es werden die psychosozialen Aspekte dieser Familienbildung erläutert und typische Beratungsinterventionen dargestellt. Zudem werden besondere Beratungssituationen, beispielsweise die Spende eines Familienangehörigen oder Behandlungen im Ausland, dargelegt. Dieses Manual eigentlich sich für alle Fachkräfte, die sich in die Beratung bei Gametenspende einarbeiten möchten.
Broschiert: 68 Seiten
Verlag: FamART; 1. Aufl. (2014)
ISBN-13: 978-3-9811-4105-4
Bücher zum Themenbereich „Kinderwunsch“
Caroline Kraft, Susann Brückner: „endlich. Über Trauer reden“. 2022
Caroline Kraft, Susann Brückner: „endlich. Über Trauer reden“. Goldmann, München 2022
„Sagt ja, sagt nein: Getanzt muss sein.“
Dieses Motto des Füssener Totentanzes würde auch sehr gut zu dem Buch von Caroline Kraft und Susann Brückner passen: Es geht darum, Verlust, Trauer, und Tod (wieder) als selbstverständlich in das Leben zu integrieren, nicht zu tabuisieren, nicht totzuschweigen. Und das ist den Autorinnen ganz hervorragend gelungen: Dieses ist aus meiner Sicht aktuell der mit Abstand beste deutschsprachige Ratgeber zum Thema. Geboren ist er aus einem Podcast der beiden Autorinnen „endlich. Wir reden über den Tod“. Caroline Kraft und Susann Brückner habe aus jeweils eigener Lebenserfahrung sich dieses Themas „Verluste“ angenommen, sie haben andere Betroffene interviewt und Expert:innen in diesem Ratgeber zu Wort kommen lassen, wissenschaftliche Untersuchungen aufgearbeitet, und das Thema Verlust, Trauer und Tod aus nahezu allen Facetten beleuchtet: unprätentiös, tabulos, unerhört offen, nichts beschönigend und damit vor allem ungemein erhellend und tröstend. Es geht um Angehörigenverlust durch Suizid, Partner:innenverlust durch Erkrankung, glücklose Schwangerschaften mit Kindsverlust, sowie die Trauer von Kindern. Sie schreiben über den Sinn (und Unsinn) von Trauernormen, über Gebrauchsanleitungen für Menschen nach Verlust (mit Do’s and Don’ts), über die Körperlichkeit von Trauer und das Finden hilfreicher Rituale, auch Sexualität und Trauer wird thematisiert. Jedes Kapitel schließt mit einem Buchtipp, einem Song und einem Film (bzw. einer Serie) zum „Ausklingen lassen“. Einzig über Liebeskummer und Trauer nach Verlust eines geliebten Menschen durch Trennung findet sich nichts in dem Ratgeber, der sonst rundum gelungen ist, der anrührt, tröstet und Klarheit gibt, der im Besten Sinne Trauerkultur schafft. Danke.
(© Tewes Wischmann 2023)
Sandra Hermes: Bitte bleib. Ein Adoptiv-Familienroman, 2022
Sandra Hermes „Bitte bleib. Ein Adoptiv-Familienroman“, FamART, 2022, 28 €
Die Geschichte einer Auslandsadoption
Dieser „Adoptiv-Familienroman“ beginnt, ziemlich überraschend, damit, dass die Jugendliche Siri sich selbst verletzt. Warum? Nach und nach erfährt die Leser*in in diesem gut geschriebenen Roman mehr und mehr von der Geschichte einer Hamburger Adoptivfamilie. Anna und Leo bewerben sich nach erfolgloser reproduktionsmedizinischer Behandlung für die Adoption eines Kindes aus Thailand. Ihre Familiengeschichte wird in zwei parallelen Handlungssträngen erzählt. Zum einen wird von der ersten Phase der Adoption berichtet, von den Jahren des Wartens, der Kontaktaufnahme und der Anfangszeit mit der kleinen Siri in Deutschland. Auf der anderen Erzählebene geht es um das Kontaktstreben der Jugendlichen Siri, die ihre leibliche Mutter in Thailand kennenzulernen möchte. Durch diese beiden Handlungsebenen ist der Roman durchwegs abwechslungsreich und spannend zu lesen. Die Autorin ist selbst Adoptivmutter, so dass es nicht verwundert, dass die Handlung primär aus Annas Perspektive erzählt wird. Der Roman ist jedoch durchaus auch für Männer und Jugendliche lesenswert, geht die Autorin doch sehr einfühlsam auf unterschiedliche Schwierigkeiten ein, die für alle Beteiligten entstehen können. Ebenso beschreibt die Autorin intime und zauberhafte Momente, ohne dabei ins Kitschige abzudriften. Heikle Themen werden nicht tabuisiert, aber auch nicht katastrophisiert. Für Menschen, die mehr über (Auslands-)adoption erfahren wollen oder selbst damit zu tun haben, durchwegs empfehlenswert!
© Doris Wallraff 2022
Doris Wallraff: Fünfzig Frauen - kein Kind. Frauen sind mehr als Mütter und Nichtmütter. 2021
Doris Wallraff: Fünfzig Frauen – kein Kind. Frauen sind mehr als Mütter und Nichtmütter. RMD Verlag 2021
„Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau und nicht unbedingt eine Mutter“, schreibt Nancy in diesem wunderbaren Buch von Doris Wallraff. Und darum geht es. Es kommen Frauen zu Wort, die nie Mutter werden wollten und damit ihr Glück, entgegen aller Vorurteile des Umfeldes, gefunden haben, und andere, die nach langen Kinderwunschbehandlungen einsehen mussten, dass sie einen neuen Weg gehen mussten. Dabei sind die Geschichten so vielfältig wie Frauenleben halt sind, es gibt bereute und nicht bereute Schwangerschaftsabbrüche und Lebensläufe, in denen frau den richtigen Zeitpunkt oder den richtigen Partner nie gefunden hat.
Ein Mutmachbuch für Frauen, die sich vom Kinderwunsch verabschieden müssen und ein Plädoyer für eine Gesellschaft, die Frauen nicht allein auf ihr Muttersein reduziert. Sehr gefallen hat mir die scheinbar leichte Art mit denen das doch recht schwierige Thema angegangen wird. Die Fragen: Was macht Ihren Selbstwert als Frau aus?, Worum beneiden Sie Mütter? oder Was würden Sie sich von Menschen mit Kindern wünschen? Oder Welche Vor-/Nachteile sehen Sie in Ihrem Leben als Frau ohne Kinder? eröffnet Ideen für einen Dialog in Freundes- und Familienkreisen, in denen das Thema allzu häufig vermieden wird. Das Buch ist insgesamt sehr facettenreich. In der Einleitung gibt es eine sehr umfassende und differenzierte Abhandlung dazu, wie unsere Sicht heute geprägt ist durch unsere kulturellen und sozialen Wurzeln, durch historische Frauenbilder und wie der Mythos Mutterschaft durch religiöse und politische Strömungen über Jahrhunderte hinweg etabliert wurde.
Doch im Zentrum des Buches stehen die Frauen selbst, sie sind die Expertinnen. Dazu passen sehr gut die gezeichneten Bilder, die jeder Frau ein ganz eigenes Gesicht geben. Fehlt eigentlich nur noch das Buch Fünfzig Männer (oder Menschen) – kein Kind.
© Dorothee Kleinschmidt 2021
Anne Koppri: Wir - mit oder ohne Wunschkind. 2020
Anna Koppri: Wir – mit oder ohne Wunschkind. Auf dem Weg zu einem erfüllten Leben. Paare erzählen. Gerth Medien Verlag 2020
Das Ziel des Buches steckt schon im Titel. Es soll anhand konkreter Geschichten von Paaren vermittelt werden, dass es Wege zu einem positiven Umgang mit dem Kinderwunsch gibt und zwar unabhängig davon, ob der Wunsch sich erfüllt oder nicht.
Anna Koppri, die selbst mit ihrem Mann zeitweise ungewollt kinderlos war, schildert in diesem Buch Kinderwunschgeschichten aus der eigenen Erfahrung und aus neun weiteren Perspektiven. Zusätzlich gibt es einen Impuls von Rebekka Schwaneberg zum Thema Fruchtbarkeit und Interviews mit einer Theologin und einer Gynäkologin. Außerdem wird das Hope-Kinderwunsch-Netzwerk, eine christliche Gruppe für Frauen und Paare mit Kinderwunsch, vorgestellt.
Das Anliegen der Autorin ist im Vorwort klar formuliert. Sie möchte durch die Geschichten Trost spenden, Mut machen und Inspiration geben. Erfreulicherweise wird direkt betont, dass jede Kinderwunschgeschichte individuell ist und es kein einheitliches Rezept gibt. Das 220 Seiten starke Buch richtet sich gleichermaßen an Betroffene, Angehörige und Interessierte und ist in einem leicht verständlichen Stil geschrieben.
Die Autorin gibt einen Einblick in die Vielfalt der Thematik. Es werden Diagnosen, Emotionen, Entscheidungsprozesse und die Grenzen des Machbaren beschrieben. Konkret geht es um erfüllten Kinderwunsch nach Fehl- oder Todgeburten, ein (Wunder-) Kind trotz der Diagnose Zeugungsunfähigkeit und erfolgloser ICSI, dauerhafte Kinderlosigkeit und den Weg zu Pflege- oder Adoptivkindern. Jede der Kinderwunschgeschichten beleuchtet dabei unterschiedliche Aspekte des Umgangs mit Unfruchtbarkeit, Zeugungsunfähigkeit, dem Erleben von Reproduktionsmedizin und Pflegediensten sowie mit Adoptionsstellen. So bietet das Buch eine Mischung aus persönlichen Eindrücken, Erfahrungen und Lösungsansätzen.
In dem recht knappen Interview mit der Theologin und Künstlerin Christina Brudereck geht es um die Bedeutung von Fruchtbarkeit aus christlicher Perspektive, den Wert des Menschen und den Umgang mit dem Glauben in Phasen der Krise und Trauer. Hier hätte ich mir noch eine sehr viel ausführlichere Auseinandersetzung gewünscht, die gut zur Gesamtausrichtung des Buches gepasst hätte.
Das Interview mit Dr. med. Ute Buth umfasst ein Potpourri an Themen vom medizinischen Aspekt der Unfruchtbarkeit, über den Umgang mit Kinderwunschzentren bis zum Loslassen des Kinderwunsches und den Vorteilen einer professionellen psychosozialen Begleitung. Die Interviews gehen auf theologisch-christliche Aspekte sowie medizinisch-ethische Perspektiven ein und ergänzen die persönlichen Geschichten um weitere relevante Facetten in Zeiten eines unerfüllten Kinderwunsches.
Anna Koppri verdeutlicht sehr anschaulich, dass der Weg zu einem erfüllten Leben als Paar oder auch Familie durch ungewollte Kinderlosigkeit steinig ist und viel Trauer, Schmerz und Leid beinhaltet. Es wird aber gleichzeitig vermittelt, dass ein erfülltes Leben nicht an Kinder im Allgemeinen und leibliche Kinder im Besonderen gebunden ist.
Leider ist weder aus dem Titel noch im Klappentext ersichtlich, dass Anna Koppri stark im christlichen Glauben verwurzelt ist. Gott – Glauben – Beten – Christliche Gemeinschaft sind zentrale Bestandteile des Buches und aller, ausschließlich heterosexuellen, Paargeschichten. Auch in den Interviews spielt die Perspektive von Glaube und Ethik eine bedeutende Rolle. Für Menschen, die auf der spirituellen Suche sind oder die fest im Glauben verankert sind, kann dieses Buch eine hilfreiche Orientierung sein. Diejenigen, die zu dieser Welt keinen Zugang haben, werden hier keine Orientierung für eine erfüllte Lebensausrichtung finden.
Zusammenfassend ein lesenswertes Buch für Menschen mit christlicher Orientierung. Wünschenswert wäre in einer 2. Auflage der klare Hinweis auf den christlichen Blickwinkel und die ausschließliche heterosexuelle Ausrichtung des Buches.
(© Lisa Frings 2021)
Tanja Fredersdorf: Johanna und Olivia. 2008
Tanja Fredersdorff: „Johanna und Olivia“, Verlag Hartmut Becker, 2008, 12,80 Euro
Sehr persönlicher Erfahrungsbericht der Kinderwunsch-Zeit mit positivem Ausgang
In diesem Erfahrungsbericht beschreibt die Erzählerin Tanja Fredersdorff ihre persönliche Geschichte in chronologischer Abfolge vom Kennenlernen ihres Mannes bis zur Erfüllung ihres Kinderwunschs in gleich zweifacher Weise: „Johanna“ ist ein Adoptivkind, „Olivia“ mittels Spendersamenbehandlung entstanden.Das hier beschriebene Paar muss sich von Anfang an mit der Tatsache einer völligen Zeugungsunfähigkeit des Mannes arrangieren, die Erzählerin weiß also bevor sie sich für die Partnerschaft entscheidet, worauf sie sich einlässt. Um ein Kind zu bekommen, bleiben dem Paar nur zwei Alternativen: eine Spendersamenbehandlung und eine Adoption. Beide Möglichkeiten werden beschrieben, allerdings ohne dass die Unterschiede hervorgehoben werden oder eine kritische Auseinandersetzung mit den psychischen Auswirkungen auf alle Beteiligten stattfindet. So erfährt man nur wenig über die individuellen Sorgen und Ängste diesbezüglich. Obwohl das Ende ja bekannt ist, ist das Buch durchaus spannend, und leicht zu lesen. Die Autorin beschreibt stellenweise sehr detailliert, etwa von den Mühen, die Kinderwunschbehandlung in den Alltag zu integrieren und den zahlreichen emotionalen Höhen und Tiefen.Sehr eindrücklich schildert Tanja Fredersdorff beispielsweise, wie sich eine Insemination mal wieder unvorhergesehen zeitlich verzögert und sie deshalb in höchste organisatorische Bedrängnis gerät (zumal sie, wie die meisten Betroffenen, ja nicht mit jedem offen über ihre Kindewunschbehandlung reden möchte). Sie schreibt: „Ich war zwar erleichtert, dass ich das Problem regeln konnte, doch mit den Nerven war ich fix und fertig…
Was mir bei der ganzen Aktion vor allem durch den Kopf ging, war, dass ich mir Sorgen gemacht hatte, dass sich dieser Stress vielleicht negativ auf die noch anstehende Insemination auswirken könnte oder auf die Befruchtung und Einnistung des Eis.“ Überflüssig sind hingegen an manchen Stellen allzu ausführliche Beschreibungen und die zahlreichen Angaben von Daten, die für den Leser ohne Bedeutung bleiben. Im Vordergrund der Erzählung steht neben dem Alltag ihrer Kinderwunschzeit und ihren eigenen Gefühlen und Gedanken die äußerst innige und tragfähige Beziehung zwischen der Ich-Erzählerin und ihrem Mann Lars. Viele Dialoge der beiden werden wörtlich wiedergegeben – das zeigt, wie wichtig es für Paare in einer so belastenden Situation ist, miteinander in Kontakt zu bleiben und auch über ihre möglicherweise schmerzhaften Gefühle und Gedanken zu sprechen. Leider klingen die Dialoge im Rückblick aufgeschrieben stellenweise etwas unnatürlich und gestelzt. Sie geben aber dem Blickwinkel des Mannes Raum und so erfährt man auch viel über die Belastungen von Lars, der vor allem immer wieder darunter leidet, dass er seiner Frau durch seine Unfruchtbarkeit so viele psychische und körperliche Schmerzen bereitet und oft nicht weiß, wie er sich verhalten soll. So sagt er an einer Stelle: „Wir stehen ständig unter Druck und sind beide völlig angespannt. Wir unterhalten uns fast über nichts anderes mehr als über die Kinderwunschbehandlung. Dir geht es körperlich oft nicht gut, und du bist immer häufiger am Weinen. Mir tut es Leid, dich so zu sehen und selbst nichts machen zu können. Ich weiß manchmal auch nicht, wie oder womit ich dir helfen kann, und habe Angst, etwas Falsches zu sagen. Ich kann dir nicht sagen, ab wann ich mich nicht mehr getraut habe, dir ehrlich zu sagen, was ich empfinde…Ich hatte befürchtet, dass du vielleicht denken würdest, mir sei unser Kinderwunsch nicht mehr so wichtig.“
(Doris Wallraff © 2010)
Kleinschmidt, Thorn, Wischmann: Kinderwunsch und professionelle Beratung. 2008
Dorothee Kleinschmidt, Petra Thorn, Tewes Wischmann (Hrsg.): Kinderwunsch und professionelle Beratung. Das Handbuch des Beratungsnetzwerkes Kinderwunsch Deutschland (BKiD). Kohlhammer, Stuttgart, 2008, 25,00 €
Ungewollte Kinderlosigkeit: Solide fachliche Beratung
Einigen Schätzungen zufolge ist in Deutschland jedes zehnte Paar ungewollt kinderlos. Eigene Kinder zu wollen, doch keine bekommen zu können, ist ein weitverbreitetes Problem, und dies ausschließlich als biologische Angelegenheit zu verstehen, greift zu kurz. Jedes Problem mit der Fortpflanzung bringt immer psychosoziale Aspekte mit sich, die neben den somatischen gleichermaßen bewältigt werden müssen. Psychisch bedeutet die Erfahrung eigener Unfruchtbarkeit für die einzelne Person, aber auch für das Paar ein hohes Maß an Ohnmacht, und damit verknüpft sind intensive Gefühle von Trauer, Wut und Neid. Mitunter mündet eine Fruchtbarkeitskrise in Probleme mit der Sexualität, verstärkte Depressivität und erhöhte Ängstlichkeit. Spätestens jetzt stellt sich die Frage nach angemessenen beraterischen und psychotherapeutischen Hilfen.
Doch in der Vergangenheit hat es sich leider nur allzu oft gezeigt, dass Helfer mit der erlebten Ohnmacht ungewollter Kinderlosigkeit schlecht umgehen können. Schaut man beispielsweise in ältere psychotherapeutische Fachliteratur, so findet man hier eine lange Tradition der Mythenbildung, der Psychologisierung und Pathologisierung rund um die Kinderlosigkeit. Psychoanalytiker unterstellten den Wunschmüttern zum Beispiel immer wieder pauschal eine unbewusste Abwehr gegenüber der Mutterschaft. Dass Beratung auf solide fachliche Beine gestellt werden kann, belegt das gerade erschienene Handbuch „Kinderwunsch und professionelle Beratung“. Herausgeber sind Autoren vom „Beratungsnetzwerk Kinderwunsch Deutschland“, kurz BKiD, ein Zusammenschluss von Beratern und Therapeuten aus ganz Deutschland, darunter führende Experten wie Tewes Wischmann und Petra Thorn. In 18 Kapiteln wird ein breites Spektrum von Themen vorgestellt. Es reicht von den Ursachen der Unfruchtbarkeit, über die Möglichkeiten, Risiken und Gefahren der Reproduktionsmedizin (zum Beispiel die Problematik von Mehrlingsschwangerschaften), über die sexual- und paartherapeutische Arbeit bis hin zur Adoption und Gametenspende. Sichtbar wird, dass in den letzten Jahren eine Professionalisierung stattgefunden hat. Richtlinien für die Kinderwunschberatung sind entwickelt worden und im Handbuch genauso nachzulesen wie Hinweise auf die Situation in anderen Ländern oder die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung. Man findet eine Liste von wichtigen Internetseiten und nicht zuletzt ein langes Glossar mit Fachbegriffen.
Dieses Buch gibt den nationalen und internationalen Stand des Wissens über Beratung und Therapie bei ungewollter Kinderlosigkeit wieder, und an dieser Markierung sollte man sich als Berater oder Therapeut orientieren.
(Claudia Brügge © 2009 Deutsches Ärzteblatt)
Susanne Zehetbauer: Ich bin eine Frau ohne Kinder. 2007
Susanne Zehetbauer „Ich bin eine Frau ohne Kinder – Begleitung beim Abschied vom Kinderwunsch“ Kösel, München, 2007, 14,95 Euro
Einfühlsam geschriebener Ratgeber zum Abschied vom Kinderwunsch
Wie der Untertitel „Begleitung beim Abschied vom Kinderwunsch“ verrät, richtet sich dieser Ratgeber an Frauen, die Unterstützung suchen, wenn sie sich damit auseinandersetzen müssen, dass sich ihr Wunsch nach einem Kind möglicherweise nicht erfüllen lässt. Die Journalistin Susanne Zehetbauer versucht auf einfühlsame Weise, betroffene Frauen da abzuholen, wo sie stehen und ihnen Impulse zu geben, wie sie es schaffen können, ihr Schicksal anzunehmen.
Sehr viele betroffenen Frauen kommen zu Wort, in Zitaten und anhand von kurzen Berichten wird viel Gemeinsames deutlich, aber auch sehr unterschiedliche Bedürfnisse und Herangehensweisen werden aufgezeigt, so dass die Leserin vieles von sich findet, aber auch neue Ideen und Wege entdeckt. Viele Fragen und Themen, die Betroffene immer wieder beschäftigen, werden angesprochen, vom Umgang mit dem Umfeld und dem Partner, vom Wert einer Frau ohne Kinder, und schließlich auch vom Sinn eines Lebens ohne Kinder. Ein Kapitel setzt sich stark mit Müttern auseinander, der eigenen Mutter, anderen Müttern, der Mutter, die man werden wollte. Ein Abschnitt beschäftigt sich intensiv mit den zentralen Aufgaben in der Lebensmitte und gibt Ideen, wie man die auch ohne eigene Kinder angehen kann. Susanne Zehetbauer sieht den Umgang mit der ungewollten Kinderlosigkeit auch als Chance an, sich mit sich und dem Leben auseinanderzusetzen. Sie schreibt: „Wer Kinderlosigkeit nur als Mangel, als Defizit versteht, sieht nicht, dass es in jedem Leben Ungelebtes und Versäumtes gibt, Träume, die nie verwirklicht wurden. Und er sieht nicht, dass sich um eine Lücke so viel an Vitalität anreichern kann, dass die Lücke selbst zum Reichtum in der Schatzkammer der eigenen Biografie werden kann, weil sie dazu motiviert, das Leben zu gestalten.“ Das dieser Weg jedoch nicht leicht ist und eine lebenslange, immer wieder schmerzhafte Aufgabe bleibt, wird nicht beschönigt. Susanne Zehetbauer bietet zur Unterstützung am Ende jedes Abschnitts „Impulse“ an, Meditationen, Gedanken anregend, entspannend, kreativ. Statt sich „in immer neue Aktivitäten zu stürzen aus dem verzweifelten Wunsch heraus, das zu verändern, was sich nicht verändern lässt“, empfiehlt sie, zur Ruhe zu kommen, und sich, auch spirituell, mit dem auseinanderzusetzen, was ist: „Ich bin machtlos, ich kann nichts tun. Es ist, wie es ist.“
(Doris Wallraff © 2010)
Persönlich ansprechender und Trost spendender Ratgeber
Der Ratgeber beginnt mit der Darstellung der Entwicklung des Mutterbildes (von mythischen Urzeiten bis heute) und leitet über zu den Beziehungen zwischen kinderlosen Frauen und ihren Müttern. Im Zentrum steht dann, vermittelt anhand eindrücklich beschriebener Fälle, die Auseinandersetzung mit der Krise ungewollter Kinderlosigkeit einschließlich der dazu gehörigen Trauerarbeit mit ihren begleitenden intensiven Gefühlen. Mittels vieler Fallberichte und Interviews wird weiter aufgezeigt, wie eine Frau beispielsweise als Tante wichtige Funktionen für Kinder übernehmen kann, oder wie sie auch anders, ohne Kinder, Spuren in der Welt hinterlassen kann. Durchweg fällt die dem Thema angemessene bildhafte und empathische Sprache positiv auf, zudem lässt die Autorin uns teilhaben an ihrer sehr persönlichen Entwicklung. Durch kurze, einfach durchzuführende Imaginations- und Meditationsübungen werden die einzelnen Kapitel aufgelockert und deren Inhalte damit auch praktisch erfahrbar gemacht. Am Schluss wird beschrieben, wie dieses Schicksal letztlich tröstlicher zu bewältigen ist, wenn es in größere Zusammenhänge gestellt erlebt wird.
Den Anhang bilden weiterführende Literaturtipps, hilfreiche Adressen und Internetlinks. Ein kleiner Schönheitsfehler: Die verschiedenen Schrifttypen sollen den Text wohl auflockern, stören aber insgesamt doch etwas die Lesbarkeit. Das Buch lebt insbesondere durch die vielen illustrierenden Fallbeispiele, in denen alle Facetten gewollter bzw. ungewollter Kinderlosigkeit aufleuchten, einschließlich der spannungsreichen Konstellation der Verteilung gewollter und ungewollter Kinderlosigkeit auf beide Partner. Die Tatsache, dass in diesen Vignetten die Sicht des männlichen Partners kaum vorkommt, wird durch das Interview mit einem Mann klar entschädigt, in dessen Schilderungen sich bestimmt viele Männer mit eingeschränkter Fruchtbarkeit in ihrem persönlichen Erleben wiederfinden werden. Insgesamt liegt hiermit ein besonderes Buch vor, welches anders als die meisten Kinderwunschratgeber keine Tipps zum Schwangerwerden bereithält, sondern stattdessen dem Anspruch des Untertitels im wahrsten Sinne des Wortes gerecht wird: Es bietet Begleitung beim Abschied vom Kinderwunsch. Auch wenn sich nicht alle Betroffenen in jedem Kapitel gleichermaßen wiederfinden werden (so ist das Kapitel über Spiritualität nicht sofort erschließbar): Es wird jede Leserin und jeder Leser mit Sicherheit etwas persönlich Ansprechendes und konkret Umsetzbares in diesem Trost spendenden Ratgeber für sich entdecken können.
(Tewes Wischmann © 2008)
Birgit Zart: Gelassen durch die Kinderwunschzeit. 2006
Birgit Zart: „Gelassen durch die Kinderwunschzeit. Loslassen lernen und empfangen.“ Ariston, 2006
Einfühlsamer und positiver Ratgeber
Bei dem Buch von Birgit Zart handelt es sich um einen einfühlsamen und positiven Ratgeber für Frauen und Paare mit unerfülltem Kinderwunsch vor allem im Umgang mit schwierigen Emotionen: Ohnmacht, Wut, Trauer und Hoffnungslosigkeit und geht damit über die üblichen ergriffenen Maßnahmen betroffener Frauen oder Paare hinaus. Der Ratgeber ist nicht nur in mitfühlender und wertschätzender Sprache formuliert, sondern vermittelt auch vom Layout eine spielerische Leichtigkeit. Er bietet dabei eine Fülle verständlich dargestellter Möglichkeiten und konkreter „Übungen“ auf körperlicher, kognitiver, emotionaler oder Verhaltensebene, allein oder als Paar, (z.B. Imaginationen, Rituale, Entspannungs- und Visualisierungsübungen, Selbstexplorationsmöglichkeiten, Anregungen zur verbesserten Selbst- und Paarkommunikation etc.) welche zur psychischen Entlastung und zum Reframing hilfreich, sowie für eine verbesserte positive Selbstwahrnehmung und Verarbeitung von psychischen Belastungen dienlich sind. Dabei können sie helfen, die Zeit der „Kinderwunsch-Krise“ als Wachstumsraum zu nutzen, ohne zu beschönigen oder zu bagatellisieren. Von betroffenen Frauen erhielt ich immer wieder die Rückmeldung, dass sie sich in diesem Buch sehr gut wieder finden, sich verstanden und positiv unterstützt fühlen, auch und besonders in Phasen der Labilität oder Hoffnungslosigkeit. Als besonders wohltuend wurde dabei die Sprache der Autorin gelobt, sowie das Erleben, durch die Lektüre und den Einsatz selbst wählbarer Übungen viel Druck abbauen zu können. Da es hinsichtlich der angebotenen Perspektiven und Übungen vielseitig ist, konnte bisher jede Klientin etwas Positives aus diesem Buch ziehen und für sich persönlich nutzen. Oft wurde das Buch wiederholt zur Hand genommen und in unterschiedlichen Phasen der Auseinandersetzung mit dem Kinderwunsch oder während einer medizinischen Behandlung zur Selbsthilfe genutzt
(Bärbel Nellissen © 2011).
Ben Elton: Seitensprünge. 2001
Ben Elton: Seitensprünge. 2001
Kinderwunsch – wenn man trotzdem lacht
Es gibt den schönen Satz: „Humor ist die klügste Art, mit Verzweiflung umzugehen“. Nach diesem Motto ist der Tagebuch-Roman des englischen Comedy-Stars Ben Elton ausgerichtet. In zwei parallel verfassten (freilich erfundenen) Tagebüchern lässt der Autor abwechselnd sein Alter Ego Sam und dessen Frau Lucy zu Wort kommen und zeigt so eine typisch männliche und eine typisch weibliche Perspektive auf die Sorgen und Nöten eines Paares mit jahrelang unerfülltem Kinderwunsch. Lucy schreibt von ihrer Sehnsucht nach einem Kind und all ihren Versuchen, diese Sehnsucht zu stillen, von spirituellen Ritualen über Selbsthilfegruppen bis zur Laparaskopie und unvermeidlichen IVF-Behandlung.
Sam hätte zwar auch liebend gern ein Kind und ist gerne bereit, alles dafür zu tun, kann jedoch nicht ganz verstehen, weshalb dies der einzige Weg sein soll um glücklich zu werden. Folglich schreibt Sam in sein Tagebuch nicht nur über seine Gefühle sondern auch über seine Arbeit. Der Leser erfährt so, wie Sam sich in immer größere Bedrängnis bringt, indem er seine eigene Geschichte ohne das Wissen seiner Frau als Film vermarktet. Das Buch ist ebenso sehr eine Beziehungs- wie eine Kinderwunschgeschichte, spannend, unterhaltsam und an vielen Stellen wirklich lustig. Wenn Sam z.B. über seine Anstrengungen, eine „anständige Samenprobe zustande zu bringen“ schreibt, ist das einfach komisch und es steckt viel Wahrheit in seinen ironischen Bemerkungen. Trotz aller Klischees und teilweise giftigem Humor gelingt es dem Autor weitgehend, verständnisvoll und berührend mit dem Thema umzugehen.
Sicher können Menschen, die selbst betroffen sind, nicht in jeder Phase etwas mit diesem sehr speziellen Buch anfangen, es kann jedoch ein Weg sein, die eigenen Probleme auch einmal von einer anderen Perspektive zu betrachten und Lachen tut bekanntlich gut
(Doris Wallraff © 2011).
Heike Wolter: Meine Folgeschwangerschaft. 2001
Heike Wolter: „Meine Folgeschwangerschaft“, Edition Riedenburg, 2001, 24,90 €
Ermutigendes Begleitbuch für Schwangere nach einem Verlust
Der traumatische Verlust ihrer Tochter Lilly bei deren Geburt hat Heike Wolter so beschäftigt, dass sie nun nach mehreren Erinnerungsalben und einem Bilderbuch für verwaiste Geschwister das erste deutschsprachige „Begleitbuch für Schwangere nach Fehlgeburt, stiller Geburt oder Neugeborenentod“ geschrieben hat. Sie möchte damit Frauen vor und während ihrer „Folgeschwangerschaft“ unterstützen, die verunsichert und ängstlich sind, weil sie bereits ein- oder mehrmals erleben mussten, dass schwanger zu sein nicht automatisch bedeutet, auch ein gesundes Baby im Arm halten zu dürfen.
Ausgehend von ihrer persönlichen Erfahrung hat Heike Wolter 34 betroffene Mütter und Väter interviewt. Ihre Geschichten werden im ersten Teil des Buches erzählt, auch im zweiten Teil werden die Betroffenen an passenden Stellen zitiert. Diese unterschiedlichen persönlichen Erfahrungen bieten einen Einblick in sehr verschiedene Erlebnisse und die damit verbundenen Erkenntnisse, so dass sich vermutlich die meisten Leserinnen wiederfinden können. Der zweite Teil des Begleitbuchs beginnt chronologisch mit dem erlebten Verlust und der Frage nach dem Warum. Es werden die häufigsten Ursachen für Fehlgeburten, Totgeburten und Neugeborenentod erläutert. Dann widmet sich das Begleitbuch der Frage, ob man eine neue Schwangerschaft wagen sollte und wie die leidvollen Erfahrungen und die Trauer diese Entscheidung beeinflussen können. Schließlich werden alle Trimester der Folgeschwangerschaft, die Geburt, das Leben mit dem Baby und auch ein erneuter Verlust ausgiebig behandelt. Das Buch richtet sich vornehmlich an Frauen, es kommt aber auch die Perspektive der Väter, Geschwister und des Umfelds nicht zu kurz. Betroffene Frauen erhalten mit diesem Buch tatsächlich Begleitung. Sie sind nicht mehr alleine und sehen, wie normal es ist, dass eine Folgeschwangerschaft eben nicht normal ist, sondern verbunden mit Zweifeln, Ängsten und wechselhaften Emotionen. Schwangere erhalten Verständnis und Anteilnahme. Heike Wolter greift einfühlsam sehr viele Themen, Gedanken und Gefühle auf, die Frauen in einer Folgeschwangerschaft beschäftigen, gibt Anregungen und Tipps, verschweigt auch nicht, dass es für vieles keine Ratschläge gibt und man „einfach durch muss“. Heike Wolter fordert Betroffene ausdrücklich auf, über dieses Buch hinaus Unterstützung anzunehmen, durch die Wahl des passenden Arztes, Hebammen, Psychologen, einfühlsame Freunde und Familie etc. Sie weist auch auf Internet-Foren und Selbsthilfegruppen hin, betont aber, dass bei solchen Kontakten immer die Gefahr besteht, dass man von noch mehr Möglichkeiten hört, wie man sein Baby verlieren kann und so zusätzlich verunsichert wird. Ist jemand dafür besonders empfänglich, lässt sich ergänzen, gilt dasselbe natürlich für dieses Buch.
Das Buch ist besonders geeignet für Frauen, die ihren frühen Verlust als Verlust eines Babys erlebt haben, das sie geliebt haben. Für Frauen, die schon zahlreiche Fehlgeburten hatten, jedoch noch nie über das 1. Trimester hinaus schwanger waren, gilt leider nicht immer, dass „die objektive Wahrscheinlichkeit, dass die Schwangerschaft gut geht ungleich höher ist“, wie die Autorin schreibt. Auch können die nicht immer dankbar für die bereits erlebten Monate mit dem Embryo sein oder sich mit dem Bild eines Sternenkinds identifizieren
(Doris Wallraff © 2011).
Nancy Thayer: Ein Morgen am Meer. 1999
Nancy Thayer „Ein Morgen am Meer“, econ-taschenbuch, 1999, nur gebraucht erhältlich
Gefühlvoller Roman über die verzweifelte Sehnsucht einer Frau nach einem Kind
Der Roman „Ein Morgen am Meer“ der amerikanischen Autorin Nancy Thayer beschreibt den intensiven Kinderwunsch einer ansonsten rundum glücklichen Frau im Neuengland der 80er Jahre.
In vielfacher Hinsicht entspricht die Situation der Protagonistin Sara nicht der heute in Deutschland ungewollt kinderlosen Frau, Sara lebt zu einer Zeit in der man noch wenig von Reproduktionsmedizin wusste. Umso mehr steht im Vordergrund Saras psychisches Erleben. Sehr eindrücklich wird die Sehnsucht nach einem Baby geschildert, das monatliche Warten auf eine Schwangerschaft, die zunehmende Belastung für die Partnerschaft, das Gefühl zu versagen, den eigenen Ansprüchen nicht genügen zu können und die ständigen Herausforderungen im Umfeld. Die ungewollte Kinderlosigkeit ist ein Tabu, Sara fühlt sich einsam und hilflos. Sie versucht alles damals mögliche von magischen Ritualen bis hin zur Operation. Emotionen stehen im Mittelpunkt der Geschichte: Trauer, Neid, Wut, Ärger, Angst. Sara ist ungeduldig und voller Selbstmitleid, sucht aber auch konstruktiv nach Lösungen und stellt sich ihren Emotionen. Parallel zu Saras Kinderwunsch wird in diesem Roman die Geschichte einer wunderschönen Frau erzählt, die sich nicht damit abfinden kann, älter zu werden. Es entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden Frauen. Auch wenn der Roman in mancher Hinsicht altmodisch anmutet, etwa wenn die Schwiegermutter Saras Kinderlosigkeit auf ihre Berufstätigkeit zurückführt, weil eine Frau eigentlich zuhause bleiben sollte, ist vieles, was das emotionale Erleben angeht, zeitlos und sehr einfühlsam erzählt. Der Roman kann Mut machen und auch Frauen, die keinen Kontakt zu anderen Betroffenen aufnehmen, zeigen, dass andere ähnlich empfinden. Leider ist der Roman vergriffen und nur noch gebraucht bestellbar
(Doris Wallraff © 2010).
Viktoria Alsmann, Anika Schneider: Lotte - Deine Sternenschwester, 2021
Viktoria Alsmann, Anika Schneider „Lotte – Deine Sternenschwester“, 2021, Stadelmann, 18,90
Ein Sternenkind verabschiedet sich von seiner großen Schwester
© Doris Wallraff 2022
Bettina Klenke-Lüders: Kinderwunsch und Wirklichkeit
Kinderwunsch und Wirklichkeit – Systemisch begleiten
von Bettina Klenke-Lüders
Ist ein so komplexes und emotionsbeladenes Thema wie Kinderwunsch im Fokus systemischer Beratung hinreichend substanziell und ergiebig auf gerade mal 100 Seiten eines kleinen Taschenbuches unterzubringen? Genau das gelingt Bettina Klenke-Lüders souverän mit ihrem bemerkenswerten Büchlein „Kinderwunsch und Wirklichkeit – Systemisch begleiten“, erschienen in der Reihe „Leben.Lieben.Arbeiten – SYSTEMISCH BERATEN“ (Hg.: Jochen Schweitzer und Arist von Schlippe).
Als erfahrene Kinderwunschberaterin und systemische Familientherapeutin (DGSF) berät die Autorin seit vielen Jahren Frauen und Paare in allen Fragen der ungewollten Kinderlosigkeit und weiß somit um die Brisanz des Themas für Betroffene auf allen relevanten Ebenen, individuell, paarspezifisch und sozial kontextualisiert. Ihr handfester Praxisbezug spiegelt sich plastisch in den vier von ihr eingebrachten Fallgeschichten wider, anhand derer sie an verschiedenen Stationen der thematischen Entwicklung jeweils eine Möglichkeit für systemische Beratungsarbeit exemplarisch durchspielt. Da ist Lena in ihrem Zwiespalt zwischen Kinderwunsch und Karriere, da sind Hanna und Stephan, deren Paardynamik von nur einseitigem Kinderwunsch belastet ist, da ist das Ehepaar Weiß, das seinen Kinderwunsch durch Adoption erfüllen möchten, und da ist schließlich das gleichgeschlechtliche Paar Anna und Gülan. Beide erleben sich hinsichtlich einer möglichen Schwangerschaft ungewollt als Konkurrentinnen.
Die sehr anschauliche Darstellung der Fallgeschichten versieht die Autorin mit konkreten Anregungen für hilfreiche Interventionen bzw. Unterstützungen sowie Coping-Strategien. Sie bettet diese Beispiele in eine authentische Beratungspraxis, ohne dabei auch nur in die Nähe einer oberflächlichen Ratgeber-Manier zu kommen. In ihren analytischen Vertiefungen und Reflexionen öffnet sie quasi leitmotivisch den Blick für Kontextualisierungen und systemische Zusammenhänge.
So erhält in der Kinderwunsch-Beratung die Biografie besondere Aufmerksamkeit, ebenso wie die professionelle Arbeit an der Trauer bei Nichterfüllung sowie generell die Arbeit an Haltungen.
So werden historische, soziokulturelle und ökonomische Wirkungsfaktoren thematisiert, wenn Kinderwunsch zur abwählbaren Wahlmöglichkeit wird, angesichts kinderunabhängiger wirtschaftlicher Alterssicherung durch Rentensysteme im 20. Jahrhundert und breiter Verfügbarkeit von empfängnisverhütenden Mitteln seit den 60-er Jahren. Ebenso thematisiert wird der Wandel durch fortwährend erweiterte reproduktionsmedizinische Möglichkeiten und Grenzen. Betrachtet werden auch die begrenzt fruchtbaren Jahre durch die tickende biologische Uhr der Frau bei gestiegener Lebenserwartung, die Prioritätsfrage bei beruflicher Emanzipation, mögliche Kinderwunschmotive sowie vielfältige Modelle von Elternschaft und Familie mit den jeweils unterschiedlichen Erwartungen an andere oder sich selbst.
Der systemische Ansatz der Autorin zeigt sich insbesondere darin, schon „das Wunschkind als Systemmitglied“ zu benennen und es psychologisch gesehen als Familienmitglied zu verstehen. Die Titel zweier Abschnitte zeigen beispielhaft das breite Spektrum zwischen individualpsychologischer und sozialpsychologischer Perspektive: „Das Innere Kind zwischen Parentifizierung und Individuation“, „Anonymität und Tabu im Rahmen der Gametenspende“.
Lobenswert ist es, dass die Autorin auch heikle Themen wie die anonyme Eizellspende im Ausland behandelt und mit dem Widerspruch zum Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Abstammung konfrontiert. Das Spannungsverhältnis zwischen intimem Raum und Öffentlichkeit bzw. politischer Dimension durchzieht das Buch, das trotz seiner Kürze die Komplexität medizinischer, ethischer, politischer und rechtlicher Implikationen von Familienbildung in den wesentlichen und relevanten Aspekten berücksichtigt.
Außerordentlich hilfreich und nützlich ist das von Bettina Klenke-Lüders erstellte „Interventionstableau der psychosozialen Kinderwunschberatung unter Hervorhebung eines systemorientierten Zugangs“, in dem eine Synopse der verschiedenen Ebenen bzw. Beratungskontexte (Individuum, Paar, Wunschkind, genetische Eltern, soziale Eltern, soziales Umfeld, professionelles Helfersystem, Gesellschaft) mit entsprechend zugeordneten Interventionsbeispielen tabellarisch aufgelistet ist. Das Tableau vermittelt im Überblick sehr sinnvolle Strategien systemischer Beratungspraxis. Nützlich sind auch die Informationen und Links am Ende.
Zusammenfassend ist dieses kleine Buch als unbedingt empfehlenswert zu bezeichnen. Es ist gut lesbar, aber sprachlich angemessen auf wissenschaftsorientiertem Niveau. Es ist interessant für betroffene Menschen, um einen Einblick in die Möglichkeiten der Kinderwunschberatung zu erhalten, und für beraterische und therapeutische Fachkräfte. Besonders diejenigen, welche sich in ihrer Beratungstätigkeit mit der Kinderwunsch-Thematik erstmalig intensiver beschäftigen wollen, werden es als orientierenden Einstieg zu schätzen wissen. Aber auch die Erfahrenen können profitieren, durch Bestätigung eigener Praxis, Anregung für alternative Interventionsmöglichkeiten oder Erweiterung der eigenen Perspektive.
© Petra Neels 2022
Olga Nägel: "Sehnsucht nach einem Kind. Wege und Chancen...was tun, wenn der Wunsch dein Leben beherrscht", 2022
OLGA NÄGLER „SEHNSUCHT NACH EINEM KIND. WEGE, CHANCEN UND ALTERNATIVE MÖGLICHKEITEN DER FAMILIENGRÜNDUNG UND WAS TUN, WENN DER UNERFÜLLTE KINDERWUNSCH DEIN LEBEN BEHERRSCHT.“,
SELBST-VERLAG, ERSCHIENEN 2022, 222 SEITEN, EBOOK 14,99 EURO
Der rote Faden des Buches von Olga Nägler ist ihre eigene Kinderwunschgeschichte. Jedes Kapitel beleuchtet das eigene Erleben der Kinderwunschzeit mit immer wieder neuen Facetten. Sie schildert offen und mutig, wie stark der Kinderwunsch ihr Leben bestimmt hat und welche unterschiedlichen Phasen der Kinderwunsch bei ihr durchlaufen hat. Dabei wird spürbar, mit wieviel Schmerz die Sehnsucht nach einem Kind und das Erleben ungewollter Kinderlosigkeit verbunden sein kann. Mit ihrem Buch weckt die Autorin keine falschen Hoffnungen, dass am Ende doch alles gut wird, im Sinne einer geglückten Familiengründung, die all die Anstrengung wert war. Für Menschen die schrittweise Abschied von der Vorstellung eines leiblichen Kindes nehmen müssen, ist dies ein Buch was Verständnis wecken und Trost spenden kann, denn Olga Nägler macht Mut, dass auch ein Leben mit ungewollter Kinderlosigkeit eine gute Entwicklung nehmen kann. Sie lädt ein, sich aktiv mit dem Schmerz, den die unerfüllte Sehnsucht mit sich bringt, auseinanderzusetzen.
Olga Nägler ist als Paar- und Familientherapeutin sowie zertifizierte Kinderwunschberaterin tätig, und so ergänzt sie die eigenen im Buch geschilderten Erfahrung durch Impulse, Fragen und Übungen zur Selbstreflexion, die man alleine oder mit dem Partner bearbeiten und umsetzen kann.
Die zentrale Botschaft des Buches ist, achtsam mit den eigenen Gefühlen umzugehen und sich nicht vom Kinderwunsch dazu verführen zu lassen, in einen immer wieder beobachtbaren fortschreitenden Aktionismus zu geraten. Die Autorin gibt praktische Anregungen aufkommende Selbstzweifel gut zu reflektieren, um eine gesunde Balance zwischen dem Kinderwunsch und einem eigenen Leben unabhängig von einem Kind zu finden. Dabei benennt sie klar, dass die unerfüllte Sehnsucht nach einem Kind als Lebenskrise erlebt werden kann. Aus der eigenen Rückschau vermittelt sie, dass sie letztlich gestärkt und gewachsen aus dieser Krise hervorgegangen ist.
Das Anliegen der Autorin ist im Vorwort klar umrissen mit dem Wunsch, durch die eigene Geschichte Trost zu spenden, Mut zu machen und Inspiration zu geben. Erfreulicherweise wird direkt betont, dass jede Kinderwunschgeschichte individuell ist und kein Rezept sein kann. Und so ist es für Menschen, die die Kinderwunschphase gerade als Lebenskrise erleben ein leicht lesbares Buch, dass tatsächlich Trost spenden kann. Der Titel verspricht darüber hinaus auch Hinweise auf Wege, Chancen und alternative Möglichkeiten der Familiengründung, diese sind leider wenig allgemeingültig. Hier verspricht das Buch mehr als es hält, da diese Aspekte eher auf dem eigenen Erleben der Autorin beruhen ohne konkrete weiterführende Ratgeberimpulse.
(© Lisa Frings 2023)
Andreas Bernard: Kinder machen. 2014
Andreas Bernard: Kinder machen. 2014
Andreas Bernard legt mit seinem gerade erschienen Buch „Kinder machen“ ein insgesamt sehr lesenswertes und in weiten Teilen gut recherchiertes und detailreiches Werk vor.
Das Buch beginnt mit einer historischen Darstellung der Erforschung der Zeugungsvorgänge an Menschen und Tieren und den damit verbundenen Vorstellungen von der Zeugung menschlichen Lebens, beginnend mit den Aristoteleschen Lehren bis heute. Dieser geschichtliche Exkurs erscheint zunächst etwas langatmig, ist in dieser Ausführlichkeit aber notwendig, da Bernard im weiteren Verlauf des Buches immer wieder Querverbindungen zu historischen Konzeptionsvorstellungen zieht.
Der darauf folgende Abschnitt beschäftigt sich mit der Samenspende. Auch hier beschäftigt sich der Autor ausführlich mit der historischen Anwendung und Entwicklung dieser Methode. Verschiedene Fragestellungen, wie die nach der Aufklärung der so entstandenen Abkömmlinge oder der Menge an Information, die die Wunscheltern oder die mittels Samenspende gezeugten Kinder über den Spender erhalten, werden aus dem historischen Kontext heraus beantwortet.
Ein weiterer Abschnitt beschäftigt sich mit der Leihmutterschaft sowie der Eizellspende. Auch hier wird die Problematik an Hand einiger historischer Rechtsstreitigkeiten aufgearbeitet, bevor die heutige Situation, insbesondere in den USA und Osturopa geschildert wird.
Ein letzter, sehr kurzer Abschnitt fasst die vorgenannten Positionen zusammen und setzt das Entstehen neuer Familienstrukturen durch die Reproduktionsmedizin in den Kontext der historischen Entwicklung der (Klein)Familie.
Der historische Ansatz des Buches ist insofern interessant, da der Autor verschiedene, der Reproduktionsmedizin entgegengebrachte Vorurteile auf tradierte Vorstellungen, wie beispielsweise die Einschachtelungstheorie zurückführt und somit teilweise auch ad absurdum führt. (Für mich persönlich war beispielsweise besonders interessant, dass die führenden Gynäkologen sowie das politische Führungspersonal des dritten Reiches offenbar strikt gegen jegliche Formen der künstlichen Befruchtung eingestellt waren und jede positive Eugenik – im Gegensatz zur exzessiv betriebenen negativen Eugenik – ablehnten. Genau die selben Gynäkologen lehnten lt. Bernard in den 40er und 50er Jahren dann weiterhin jede Form der Reproduktionsmedizin ab, allerdings mit dem Argument, man habe während der NS-Zeit ja gesehen „wohin das führe“.)
Insgesamt ist das Buch flüssig geschrieben und angenehm zu lesen. Allerdings stellt der Autor teilweise Extrembeispiele als Normalität dar (wie die Frau mit 15 ICSI-Versuchen) oder verzichtet auf das korrekte Darstellen von Fakten (die California Cryobank hat mitnichten nur normalgewichtige Spender mit außergewöhnlichen Begabungen und mindestens einem Bachelor-Abschluss) zugunsten einer pointierteren Darstellung seiner Argumentationslinien.
Als Kritik bleibt außerdem anzumerken, dass der Untertitel „neue Reproduktionstechnologien und die Ordnung der Familie“ etwas irreführend ist. Der Autor diskutiert zwar an Hand verschiedener historischer Präzedenzfälle inwieweit Elternschaft genetisch, durch das Austragen eines Kindes oder durch „Intention“ begründet sein kann. Wer jedoch eine psychologisch-systemische Analyse der neu entstandenen Familienmodelle sowie der Rollen der einzelnen „Protagonisten“ erwartet wird enttäuscht werden
(© Judith Zimmermann 2014).
Tewes Wischmann: Einführung Reproduktionsmedizin. 2012
Tewes Wischmann: „Einführung Reproduktionsmedizin“, UTB Reinhardt, 2012, 39,99 Euro
Erstaunlich, wie Tewes Wischmann es schafft, in seinem neuen eher schmalen Buch so viele Aspekte der Kinderwunschbehandlung abzuhandeln. Das Buch wendet sich an einen breiten Kreis: an Studierende der Psychologie und Medizin ebenso wie an Ärzte/Ärztinnen und an Dozenten der Gynäkologie und Psychosomatik. Auch wenn für Frauenärzte/ärztinnen manches bekannt sein dürfte – der Überblick über die Haltung der Religionen zur Fortpflanzungsmedizin, die rechtlichen Bedingungen in Deutschland und europaweit mit der Folge des „reproduktiven Reisens“ und die Darstellung der Richt- und Leitlinien dürfte auch für Experten manches Neue enthalten.
Ein Schwerpunkt des Autors ist die psychosoziale Beratung und das durch Forschung belegte Wissen dazu. Auch wenn inzwischen allgemein Übereinstimmung herrscht, dass Paare mit unerfülltem Kinderwunsch keine seelischen Besonderheiten aufweisen, ist für die Betroffenen belegt: „Zur Bewältigung der Lebenskrise der ungewollten Kinderlosigkeit sind psychosoziale Interventionen wie Beratung und Psychotherapie nachgewiesenermaßen förderlich“.
Für den Ablauf einer solchen Paarberatung gibt es im Buch sehr detaillierte Vorschläge, bis hin zur Empfehlung, schon gleich zu Beginn der Kinderwunschbehandlung mit dem Paar einen „Plan B“ zu erarbeiten, falls der Wunsch nicht in Erfüllung gehen sollte. Eine Erhöhung der Schwangerschaftsrate durch eine entsprechende (begleitende)Beratung konnte allerdings bisher nicht nachgewiesen werden.
Obwohl in Deutschland die psychosoziale Beratung laut allen Leitlinien zum Standard der Kinderwunschbehandlung gehört, sieht die Realität anders aus. So fordert der Autor zu Recht, sie müsse „tatsächlich praktisch umgesetzt werden“. Er geht allerdings nicht darauf ein, wie das finanziert werden soll – ein durchaus wichtiger Aspekt bei der derzeit miserablen Honorierung der Gesprächleistungen im kassenärztlichen Versorgungssystem, für den wir uns als DGPFG immer wieder einsetzen.
Mein Fazit: Der Kauf lohnt sich nicht nur zur Einführung, sondern auch zur Aktualisierung des eigenen Wissens
(© Claudia Schumann 2012, www.dgpfg.de)
Wischmann, Stammer: Der Traum vom eigenen Kind. 2010
Tewes Wischmann, Heike Stammer: Der Traum vom eigenen Kind: Psychologische Hilfen bei unerfülltem Kinderwunsch. Kohlhammer, Stuttgart, 2010, 19,90 Euro
Bester zur Zeit verfügbarer psychologischer Ratgeber
Den AutorInnen ist es gelungen, enorme fachliche Kompetenz mit hoher Anschaulichkeit und Verstehbarkeit für Laien zu verbinden. Es wird differenziert dargestellt, wie und wo psychische Momente beim unerfüllten Kinderwunsch eine Rolle spielen können. Auch werden die wichtigsten reproduktionsmedizinischen Verfahren präzise, knapp und gut verstehbar erläutert. Es findet sich außerdem im Buch ein Glossar aller relevanten Begriffe aus dem Bereich „Bewältigung ungewollter Kinderlosigkeit“, viele nützliche Adressen (auch Internet- und Email-Adressen) für betroffene Paare und ein brandaktueller Überblick zur reproduktionsmedizinischen Gesetzeslage in verschiedenen Ländern der Europäischen Union. Immer wieder kommen zudem Betroffene selbst im Ratgeber zu Wort, so dass neben dem vielen fachlich und praktisch Hilfreichen auch ein Einblick in persönliche Betroffenheiten und Gefühlslagen möglich ist. Abgerundet wird das Buch durch 16 Verhaltensratschläge für einen konstruktiven Umgang mit dem unerfüllten Kinderwunsch. Als Fazit lässt sich sagen, dass der vorliegende Ratgeber als sicherlich der zur Zeit beste auf dem deutschen Markt gelten kann.
(Matthias Ochs © 2001 Amazon.de)
Barbara Schmacke: Kinderwunsch mit Leib und Seele. 2010
Barbara Schmacke: „Kinderwunsch mit Leib und Seele“, Eigenverlag, 2010, 18 €
Ganzheitliche Begleitung für Kinderwunsch-Paare
Die wichtigste Botschaft dieses „körperorientierten Ratgebers für Menschen mit unerfülltem Kinderwunsch“ ist ein aktiver liebevoller Umgang mit dem eigenen Körper gerade in dieser belastenden Zeit.
Barbara Schmacke, Heilpraktikerin für Psychotherapie und Tiefenpsychologische Körpertherapeutin,geht von einer Einheit von „Leib und Seele“ aus und stellt in diesem Begleitbuch die zentralen Gedanken und Methoden ihrer jahrelangen Erfahrung mit Kinderwunsch-Paaren dar. Da sie gemeinsam mit ihrem Mann tätig ist, hat sie ein besonderes Augenmerk auch auf die männliche Perspektive. Kinder zu zeugen und zu gebären, ist ein körperlicher Vorgang. Gelingt er nicht, entstehen bei vielen Menschen negative Gefühle, gerade auch gegenüber ihrem eigenen Körper. Angst und Stress in der Kinderwunschbehandlung können zu einer körperlichen Erstarrung und einer Verkapselung der Gefühle führen, was gerade für eine Erfüllung des Kinderwunsches kontraproduktiv ist. Deshalb betont Frau Schmacke, dass ein körperorientiertes Vorgehen für Betroffene sehr heilsam sein kann, über Berührungen, Massagen, Bewegung, Atmung und innere Bilder lässt sich wieder ein positiverer Zugang zum eigenen Körper und letztlich auch zu sich selbst herstellen. Anhand von sieben Fallbeispielen stellt Barbara Schmacke im zweiten Teil des Ratgebers konkrete Schwerpunkte ihrer Arbeit dar. Sie gibt damit auch einen weitgefächerten Einblick in unterschiedliche Facetten des Kinderwunsches und zeigt, dass Motive für Menschen, die darunter leiden, dass ihr Kinderwunsch nicht in Erfüllung geht, ebenso unterschiedlich sein können wie Lösungen. Barbara Schmacke beschönigt nichts. Obwohl eines ihrer Anliegen ist, mithilfe der körperorientieren Begleitung die Fruchtbarkeit zu verbessern, macht sie keine Versprechen in diese Richtung und unterstützt die Paare umfassend da wo sie sind. Die meisten Betroffenen werden sich in einem der Fallbeispiele wiederfinden.
Die Autorin zeigt viele mögliche Aspekte der Kinderwunschthematik, auch schwere Themen wie Totgeburt und Schwangerschaftsabbruch werden besprochen. Der Ratgeber richtet sich in erster Linie an Betroffene. Er soll eine individuelle professionelle psychosoziale Beratung nicht ersetzen,da eine Begegnung nicht durch Lektüre ersetzbar ist, zumal wenn man auch körperlich auf die Menschen eingehen will. Das Buch kann aber dazu anregen, mit manchem anders umzugehen. So enthält das kompakte Begleitbuch auf relativ wenig Seiten zahlreiche Tipps und Denkanstöße für Leib und Seele
(Doris Wallraff © 2011).
Arthur Kermalvezen: Ganz der Papa! 2009
Arthur Kermalvezen „Ganz der Papa! Samenspender: unbekannt“, Patmos-Verlag, 2009, 19,90 Euro
Plädoyer gegen die Anonymität von Samenspende eines erwachsenen „Di-Kindes“
Der französische Autor Arthur Kermalvezen möchte mit diesem autobiographischen Buch sehr konkret auf die Situation so genannter „DI-Kinder“ aufmerksam machen. Auch er selbst ist ein „DI-Kind“, d.h., er wurde mittels anonymer Samenspende (DI für Donogenen Insemination) gezeugt, ist inzwischen aber erwachsen und engagiert sich als Sprecher des französischen Vereins PMA für die Belange von „DI-Kindern“. Arthur Kermalvezen erzählt von seinem Leben, das stark geprägt davon istzu wissen, dass er durch eine Samenspende entstanden ist, aber keine Chance zu haben, seine genetischen Wurzeln kennenzulernen. Folglich ist Kermalvezens dringendstes Anliegen, die in Frankreich bis dato gängige Praxis der staatlichen Samenbanken („CECOS“) anzuprangern, die DI-Kindern nicht ermöglicht, etwas über ihren Spender zu erfahren. Er plädiert dafür, dass jedes DI-Kind ebenso wie Adoptivkinder das Recht haben muss, seinen genetischen Ursprung zu erfahren und die Möglichkeit, seinen Spender kennenzulernen.
Er argumentiert in erster Linie damit, dass zu einer psychisch gesunden Entwicklung, zu einer Identität die Kenntnis der biologischen Herkunft unabdingbar ist und man Kindern nicht die Hälfte ihres Stammbaums vorenthalten darf. Arthur Kermalvezen schreibt aus einer sehr persönlichen und eher ungewöhnlichen Perspektive. Im Gegensatz zu den meisten DI-Kindern seiner Generation wurde er schon im Alter von 3 Jahren über seine besondere Zeugung informiert, wusste also immer davon, durfte das Geheimnis aber selbst im weiteren Familienkreis nicht verraten. So fühlte sich der kleine Arthur trotz des Bemühens seiner Eltern mit dem übermächtigen Problem allein gelassen. Sehr eindrücklich schildert Arthur Kermalvezen seine Suche nach Identität. Nicht zu wissen, wer sein Erzeuger ist, ließ ihn beispielsweise ständig befürchten, jeder Mann könnte sein Vater sein, seine Freundin seine Halbschwester. Ungewöhnlich ist außerdem Arthur Kermalvezens psychoanalytischer Hintergrund. Beide Eltern haben sich ebenso wie er selbst jahrelang in psychoanalytischen Therapien intensiv mit sich selbst auseinandergesetzt. Das prägt sein Weltbild in spezifischer Weise. Kermalvezen beschreibt aus seiner Sicht auch die Kinderwunschzeit seiner Eltern, ihre Hoffnungen und warum sie diesen Weg gingen. Kritisch betrachtet wird dabei immer wieder der medizinische Fokus, der viel Hoffnung auf eine Lösung verspricht ohne dass man sich mit den Folgen für alle Beteiligten auseinandersetzen muss. Folgerichtig bezeichnet er sich als „DI-Kind“ auch als „Versuchskaninchen einer wissenschaftlichen Versuchsreihe“. Ausdrücklich betont er hingegen immer wieder, dass er einen Vater hat, dass er nicht nach einem Vater sucht, lediglich nach seiner genetischen Herkunft. Trotz der kritischen Auseinandersetzung mit seinen Eltern und der Tatsache, dass er sie nicht schont und mit seiner Geschichte derart offensiv an die Öffentlichkeit geht, erklärt er sich mit seinen Eltern ausdrücklich einverstanden. Auch wenn er unter der Art und Weise, wie seine Eltern ihm von seiner Herkunft berichteten, zu leiden hatte, so betont er immer wieder, dass jedes DI-Kind über seine Herkunft informiert werden sollte, da eine Geheimhaltung unbewusst ebenso negative Auswirkungen auf die Betroffenen habe. Da jedoch bis heute die meisten Erwachsenen in der Tat nichts von ihrer besonderen Herkunft wissen, lässt sich schwer überprüfen, inwiefern Arthur Kermalvezen auf die psychischen Nöte aller aufmerksam macht.
Das Buch ist in jedem Fall für Paare, die über eine Spendersamenbehandlung nachdenken, eher erschreckend. Es kann aber auch dazu beitragen, Zweifelnde von der Wichtigkeit eines ehrlichen offenen Umgangs mit der Thematik zu überzeugen und klarzumachen, dass eine Familiengründung mittels DI lebenslange Auswirkungen für alle Beteiligten hat.
(Doris Wallraff © 2010)
Carrie Adams: Patin gesucht. 2008
Carrie Adams: „Patin gesucht“, Ullstein Taschenbuch, 2008, 7,95 Euro
Leicht eingängiger Roman über die Suche nach Perspektiven einer kinderlosen Mitdreißigerin
Der Roman „Patin gesucht“ der englischen Autorin Carrie Adams spielt in der Londoner Society. Ich-Erzählerin ist die Mitdreißigerin Tessa, die aus ihrer Sicht von sehr unterschiedlichen Lebensentwürfen ihrer Generation erzählt. Sie selbst ist die ewige Patin, beste Freundin vieler, selbst aber noch auf der Suche nach dem richtigen Partner und voller Angst, den richtigen Zeitpunkt zum Kinderkriegen zu verpassen. Neben ihrem eigenen, noch unkonkreten, Kinderwunsch beschreibt sie auch die intensive Kinderwunschbehandlung einer ihrer Freundinnen incl. dramatischer Fehlgeburt.
Die Kinderwunschthematik ist dennoch nicht das allumfassende Thema des Romans, aus Sicht Tessas werden vielmehr sehr unterschiedliche Lebensmodelle vorgestellt: Eine dreifache Mutter in Langzeitbeziehung, eine berufstätige alleinerziehende Mutter, die mit ihrer Trennung hadert, eine überforderte Mutter von Zwillingen mit untreuem Ehemann, eine glückliche Beziehung mit unerfülltem Kinderwunsch, ein bewusst kinderloses Paar und eben Tessa selbst, die nach einem Weg für sich sucht. Sehr positiv daran ist, dass Vor- und Nachteile, das Auf und Ab aller Lebensformen beleuchtet werden ohne ein Lebensmodell als das Überlegene herauszustellen.
Sicher keine hochwertige Literatur, aber empfehlenswert für Frauen, die nicht nach Ratgebern, sondern nach Unterhaltung suchen, in der sie sich auch wiederfinden wollen
(Doris Wallraff © 2010).
Thorn: Familiengründung mit Samenspende. 2008
Petra Thorn: Familiengründung mit Samenspende: Ein Ratgeber zu psychosozialen und rechtlichen Fragen. Kohlhammer, Stuttgart, 2008, 22 Euro
Fundierte Informationen
Als Psychotherapeutin, die auch mit Paaren arbeitet, die mit Hilfe einer Fremdsamenspende ein Kind bekommen möchten, kann ich diesen Ratgeber dringlich empfehlen. Die Autorin Petra Thorn geht speziell auf das Erleben der Männer mit ihrer Unfruchtbarkeit und den Auswirkungen auf die Partnerschaft und den Kinderwunsch ein. Paare können anhand vieler Zitate von den Erfahrungen anderer profitieren. Alle Themenbereiche, die für die Entscheidungsfindung eine Rolle spielen, werden angesprochen. Nach dem Eingehen auf das spezielle Erleben der Schwangerschaft, wird das Leben als Familie beleuchtet und Hinweise gegeben, wie Eltern in den verschiedenen Altersstufen mit ihren Kindern über deren Zeugungsart reden können. Die juristischen Rahmenbedingungen in Deutschland und mehrere Erfahrungsberichte runden dieses Buch ab. Neben Betroffenen können auch die professionellen Helfer von diesem Ratgeber profitieren. Berater und Beraterinnen in diesem Feld erhalten Informationen über all die Themenbereiche, die von den Paaren angesprochen werden oder von Seiten der Berater zum Nachdenken angeregt werden sollten. Mediziner können von dem Erleben ihrer Patienten „hinter die Kulissen“ erfahren, d.h. hinter den ganzen medizinischen Abläufen und über den Eintritt einer Schwangerschaft hinaus.
(Almut Dorn © 2008 Amazon.de)
Almut Dorn, Anneliese Schwenkhagen und Anke Rohde: PMDS als Herausforderung. 2022
Almut Dorn, Anneliese Schwenkhagen und Anke Rohde „PMDS als Herausforderung. Die prämenstruelle dysphorische Störung als schwerste Form der PMS“
Kohlhammer Verlag, 2022, € 29,00
PMS ist mittlerweile als Begriff bei Fachkräften und Betroffenen relativ geläufig. Die schwere Form des prämenstruellen Syndroms, die PMDS, ist weniger bekannt. Der Ratgeber verfolgt das Ziel, dass Frauen Experten für ihre PMDS-Problematik werden und ihre Handlungskompetenz stärken.
Das Buch ist aufgeteilt in eine historische Einordnung, die spannend zu lesen ist. „Mythen und Frauenbilder“ werden beschrieben und analysiert, im Kapitel „Rollenbilder und Emanzipation“ wird erläutert, wie Zeitgeist und Gesellschaft den Umgang mit weiblichen Körperprozessen beeinflussen. Die nächsten Kapitel erklären die Symptome und Ursachen bzw. Einflussfaktoren. Ausführlich werden zudem die PMDS und Zyklusstörungen abgegrenzt von anderen Störungsbildern wie depressive Erkrankungen und Angststörungen. Ein detailliertes und langes Kapitel widmet sich den Therapiemöglichkeiten und Selbsthilfestrategien.
Das Buch ist trotz der Komplexität des Themas hervorragend verständlich geschrieben, zudem mit sehr viel Empathie für Betroffene. Dies macht es nicht nur für Frauen wertvoll, die an PMDS leiden, sondern auch für Fachkräfte, die sich einlesen möchten und die sich auch mit Medikation (sehr ausführlich erläutert), Psychotherapie (unterschiedliche Schulen) und Lebensstrategien (Sport und Ernährung) auseinandersetzen möchten. Für Betroffene bietet der Ratgeber zum Schluss auf über 40 Seiten unterschiedliche Selbsthilfestrategien an, die allesamt gut erklärt und überwiegend einfach umzusetzen sind.
Dieses Fachbuch hat mir an manchen Stellen die Augen geöffnet, und ich habe es bis zum Schluss mit großem Interesse gelesen!
© Petra Thorn 2022
Karin J. Lebersorger „Bin ich ein Klon-Kind?“ Brandes + Apsel 2022
Karin J. Lebersorger „Bin ich ein Klon-Kind?“ Brandes + Apsel 2022
Vorweg: Trotz des reißerisch anmutenden Titels ein sehr differenziertes Fachbuch zu Beratung, Begleitung und Psychotherapie nach Kinderwunschbehandlung aus psychoanalytischer Sicht.
Die Autorin beschreibt in ihrem gut geschriebenen Buch, wie aus Sicht der Psychoanalyse die verschiedenen Verfahren der assistierten Reproduktion (ART) zu bewerten sind. Sie greift dabei auf ihre vielfältigen Erfahrungen in der Betreuung von Familien nach Kinderwunschbehandlung zurück. Im hochaktuellen einführenden ersten Kapitel werden die verschiedenen Verfahren der ART kurz skizziert, Beispiele von Prominenten gegeben, welche ART genutzt haben (wie Kim Kardashian oder Elton John), auch aktuelle Aspekte wie die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Leihmutterschafts-Industrie in der Ukraine werden aufgezeigt. Die wissenschaftliche Studienlage zu Eltern und Kindern nach ART wird auf zwei Seiten definitiv zu oberflächlich abgehandelt, zumal die ausführlicher zitierte Hamburger Studie inzwischen auch 25 Jahre alt ist, während die vielfältigen Studien der Gruppe um Susan Golombok in nur einem Satz abgehandelt werden.
Die psychoanalytische Sicht auf ART und Kindesentwicklung nimmt den zentralen Teil des Buches ein. In diesem Zusammenhang sei das Konzept der triadischen Kompetenz erwähnt, dass also für eine gelingende Kindesentwicklung die Möglichkeit der Beziehungsaufnahme zu zwei Elternteilen essenziell wichtig ist. Dies ist insofern von Bedeutung, als dass „geheime bedeutsame Andere“, wie sie bspw. bei einer anonymen Gametenspende bzw. Embryonenspende/-adoption vorhanden sind, aus psychoanalytischer Sicht mit Fantasien einhergehen (können), die entwicklungshemmend sein können. Die Schattenseiten von ART spart Frau Lebersorger nicht aus: Dazu zählt die gravierende Mehrlingsproblematik nach ART in vielen europäischen Ländern, auch das Tabuthema Fetozid findet zu Recht in diesem Zusammenhang Erwähnung (dessen psychologischen Auswirkungen bisher unzureichend untersucht worden ist).
Ein eigenes Kapitel widmet sich dem hoch umstrittenen Thema Leihmutterschaft, auch hier werden die Schattenseiten kurz skizziert (z. B. Gammy in Thailand bzw. Bridget in der Ukraine). Das Buch schließt mit einem Kapitel zu Beratung, Begleitung und Psychotherapie nach Kinderwunschbehandlung, in dem auch praktische Interventionen aufgezeigt werden. Immer wieder finden sich eingestreute Fallbeispiele (manche etwas bizarrer Art), die den Erfahrungshintergrund der Autorin gut verdeutlichen. Wie die Behauptung zustande kommt, dass beim ICSI-Verfahren eine (womöglich phallische ?) „Laserpipette“ zum Einsatz kommt (S. 17), erläutert Frau Lebersorger in ihrem ansonsten sehr gut recherchierten Buch nicht. Als Fazit ist insgesamt festzustellen, dass es sich bei diesem Ratgeber um den aktuell besten psychoanalytischen Ratgeber zum unerfüllten Kinderwunsch für interessierte Beratungsfachkräfte und psychotherapeutisch Tätige handelt.
(© Tewes Wischmann 2023)
Ruthild Schulze: Ich bin ein Kinderwunsch-Wunschkind. Ein Erzähl- und Erklärbuch für Kinder, 2020
Ruthild Schulze „Ich bin ein Kinderwunsch-Wunschkind. Ein Erzähl- und Erklärbuch für Kinder“ 2020, Stadelmann Verlag, 16,90
Aufklärungsbuch für Kinder von 6 – 10 Jahren nach IVF
Ruthild Schulze, Heilpraktikerin und Dozentin für Chinesische Medizin, erklärt in diesem ansprechend illustrierten Kinderbuch, wie Wunschkinder mit Hilfe von Reproduktionsmedizin gezeugt werden. Der 8-jährige Ich-Erzähler Jann berichtet, wie er von seiner Entstehungsgeschichte erfahren hat. Er sei ein „Kinderwunsch-Wunschkind“, im Gegensatz zu seiner jüngeren Schwester, die „nur“ ein „Wunschkind“ sei, weil sie auf natürlichem Weg gezeugt wurde. Jann erlebt in diesem Kinderbuch seine Entstehungsgeschichte als etwas positiv Aufregendes. Bevor seine Vorgeschichte genauer erläutert wird, berichtet Jann recht ausführlich davon, was er von einer Hebamme bei einem Schulprojekt ganz allgemein über deren Arbeit gelernt hat. Jann findet alles ganz spannend und interessiert sich sogar für Fachbegriffe wie „Fundus“ und „Plazenta“. Kinder, die dieses Buch vorgelesen bekommen, brauchen also etwas Geduld, bevor das Thema Reproduktionsmedizin eine Rolle spielt. Die Autorin vermittelt Kindern viel Positives rund um ihre Entstehungsgeschichte. Besonders schön ist die Idee, dass die kleine Schwester erst kommen konnte, weil Jann so gute Vorarbeit geleistet hatte. Ruthild Schulze spart jedoch auch Negatives nicht aus. An einer Stelle schreibt sie, Jann wäre lieber anders entstanden, an einer anderen, er habe vielleicht Angst im Dunkeln, weil seine Zellen sich an die Zeit alleine im Brutkasten erinnern. Für Kinder, die solche Gefühle haben, ist das vermutlich tröstend, das trifft aber nicht auf alle Kinder zu, kann etwas erschrecken und wirft dann doch ein etwas negatives Bild auf die Art der Zeugung. Janns Geschichte wird ergänzt durch ein sehr ausführliches Glossar, wo alle neugierigen Kinder noch einmal jede Menge Informationen rund ums Kinderkriegen bekommen können.
© Doris Wallraff 2022
Dr. med. Annemarie Schweizer-Arau: „Hoffnung bei unerfülltem Kinderwunsch“
Dr. med. Annemarie Schweizer-Arau: „Hoffnung bei unerfülltem Kinderwunsch“
Mit eigenen guten Erfahrungen zur positiven Beeinflussung des Stoffwechsels durch TCM im Rahmen der Wechseljahre las ich mit entsprechendem Interesse „Hoffnung bei unerfülltem Kinderwunsch“ von Frau Dr. med. Annemarie Schweizer-Arau.
Das Buch bietet mit mehr als 500 Seiten entsprechend viel Inhalt:
von der umfangreichen Historie des Themas Kinderlosigkeit bis zu aktuellen gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen, eine Einführung in die TCM und deren spezifischen Anwendungs-möglichkeiten im Kontext von Kinderwunsch und einem umfangreichen Erfahrungsteil.
Das Inhaltsverzeichnis schlüsselt alle Themen gut auf, so dass die LeserIn gezielt wählen kann, was sie interessiert. Durch das Layout ist es angenehm zu lesen.
Einerseits mag es gut sein, so ein umfängliches Buch zu haben, andererseits kann es Betroffene auch vom Kauf, bzw. Lesen abhalten.
Begrifflichkeiten aus der Medizinisch Assistierten Reproduktion werden kurz und verständlich erklärt. Ebenso vermittelt die Autorin klare Zahlen über eine Schwangerschaftswahrscheinlichkeit mit den unterschiedlichen Möglichkeiten der MAR.
Die Einführung in die TCM ist ausführlich, bietet m.E. allerdings auch verwirrend viele Details.
Die Autorin stellt Unterschiede und das sich gegenseitig Ergänzende westlicher und östlicher medizinischer Methoden und Sichtweisen dar. Sie zeigt Möglichkeiten eigener Einflussnahme innerhalb der Abläufe der Reproduktionsmedizin, z.B. mit Akupressur. Die Anleitungen hierzu sind detailreich und komplex.
Nachvollziehbar wird der Eindruck vermittelt, dass Betroffene sich aktiv am Prozess der Kinderwunschbehandlung beteiligen können und nicht nur in der passiven Rolle der Behandelten und Hoffenden bleiben. Ebenso beschreibt die Autorin, wieNebenwirkungen der Behandlung im Rahmen der MAR abgemildert oder aufgehoben werden können.
In einem Schaubild (s.102) erläutert sie z.B. nachvollziehbar die Unterschiede der westlichen Medizin und der TCM – dies kann wohltuend für durch MAR belastete Frauen /Paare erlebt werden.
Nun kommt ein Aber: Einerseits wird daraufhin gewiesen, dass z.B. die Nutzung der aufgeführten Teemischungen eine fundierte Ausbildung erfordere – gleichzeitig sind alle Tee-Rezepte in ihrer Zusammensetzung aufgeführt, ebenso Bezugsquellen und erst ganz am Ende der Hinweis, dass man diese nur nach fachkundiger Beratung einnehmen solle.
Die Autorin hat wissenschaftliche Ergebnisse zusammengetragen, die das Zusammenspiel neuronaler und biochemischer Regelkreise aufzeigen und bestätigen. Ebenso zitiert sie u.a. eine Studie von Tewes Wischmann als verlässlichem wissenschaftlichen Autor, die psychosomatische Zusammenhänge mit verhinderter Elternschaft ausschließt.
Gleichzeitig suggeriert sie bedeutsame emotionale Belastungen VOR Beginn der Behandlung als hinderlich zur Erfüllung des Kinderwunsches. So beschreibt sie im Teil “Aus der Praxis“ wiederholt, dass sie Regressionen im Rahmen der von ihr entwickelten Systemischen Regulationstherapie mit den Patientinnen mache, um sich emotional stabiler aufzustellen für eine erfolgversprechende Kinderwunschbehandlung. Diese Therapien werden als zumeist umfangreicher und langwieriger Gesamtprozess geschildert. Die Autorin berichtet hierbei umfänglich von Betroffenen, die mithilfe Ihrer Kenntnisse allesamt ihren Kinderwunsch erfüllen konnten.
Die Berichte klingen durchaus glaubhaft, sind allerdings wenig sachlich geschrieben und betonen m.E. zu sehr die allgemeine/somatische und emotionale Unausgeglichenheit aus TCM-Sicht als Hindernis zur Elternschaft.
Aus der Kenntnis als Beraterin weiß ich, dass viele Betroffene eine Kinderwunschbehandlung auf verschiedenen Ebenen als sehr belastend erleben. Ausgesprochen schwierig erlebe ich im Verlauf des Lesens hierzu bewertende Formulierungen wie „psychische Wracks“, „größte Lebenskrise“, „Albtraum“ im Kontext der Erfahrungen von Paaren mit Kinderwunschzentren.
Ebenso die von der Autorin geäußerte Beobachtung, dass ungewöhnlich viele ihrer Patientinnen in sozialen Berufen tätig seien mit der offensichtlichen Schlussfolgerung, dass eine berufliche Orientierung bestimmte psychosomatische Problemlagen bedingen könne. Dies bewerte ich äußerst kritisch und fragwürdig.
Fazit:
Das Buch ist einerseits informativ und fachlich sachlich. Andererseits wird die Heilkraft der TCM und der SART-Methode sehr fokussiert und durch die Praxisbeispiele ausgeprägt große Hoffnung auf eine Elternschaft gemacht – auch unter aus schulmedizinischer Sicht sehr problematischen physiologischen Bedingungen.
Trotzdem kann ich mir nach dieser Lektüre im individuellen Kontext eine professionelle Begleitung durch die TCM im Rahmen der Kinderwunschbehandlung auf verschiedenen Ebenen als unterstützend und hilfreich vorstellen.
Als Anleitung zur Selbsthilfe und zum Erleben von mehr Selbstwirksamkeit (wie auf der Buchrückseite geschrieben) als Gegenpol zur Abhängigkeit vom Wissen und der Erfahrung der Ärzte in einem Kinderwunschzentrum halte ich das Buch nur begrenzt hilfreich.
© Veronika Wittgen 2022
Sylvia Mechsner: Endometriose - Die unterschätzte Krankheit. 2021
Sylvia Mechsner: Endometriose – Die unterschätzte Krankheit, ZS-Verlag, ISBN 978-3-96584-161-1
Bester Endometriose-Ratgeber (für Fachkräfte)
Prof. Dr. Sylvia Mechsner, Leiterin des Endometriosezentrums der Berliner Charité, dürfte als eine der führenden Expert*innen für Endometriose in Deutschland gelten. Ihr Ratgeberbuch „Endometriose – Die unterschätzte Krankheit“ ist im Oktober 2021 im ZS Verlag (München) erschienen und umfasst über 200 Seiten dichtgedrängter Informationen. Frau Mechsners Schreibstil ist erfrischend direkt und teilweise auch sehr persönlich, das Buch ist ausführlich bebildert, das Layout abwechslungsreich und nie ermüdend. Die mehr als reichhaltigen Informationen sind alle wissenschaftlich belegt (Verweise mittels Fußnoten an das Buchende) und hochaktuell. Es werden sehr spannende Informationen zu den verschiedenen Theorien der Endometrioseverursachung gegeben, dem Thema Schmerzentstehung und -behandlung bei Endometriose wird zu Recht viel Raum gegeben, die therapeutischen Optionen bei den vielen Varianten dieser tückischen Erkrankung werden praxisnah und nachvollziehbar aufgeführt.
Die jahrzehntelange Erfahrung der Autorin mit diesem Krankheitsbild schlägt sich hier zum großen Nutzen des/der Leser*in nieder. Im vorletzten Kapitel wird das praktische Vorgehen anhand typischer Befunde sehr anschaulich illustriert. Das letzte Kapitel richtet sich direkt an die Endometriosepatientin mit Tipps zu Alternativmedizin, Ernährung, Schmerztherapie und Reha-Maßnahmen, Tipps für ihre/n Partner*in fehlen allerdings.
Insgesamt ist dieses Buch hochinformativ, aktuell, und sowohl niedergelassenen Gynäkolog*innen als auch psychosozialen Beratungsfachkräften, die sich mit diesem komplexen Krankheitsbild vertrauter machen möchten, unbedingt und uneingeschränkt zu empfehlen. Für betroffene Patientinnen (und ihre Partner*innen) ist der Schreibstil vermutlich zu fachspezifisch: Obwohl sich die Autorin immer wieder bemüht, laienverständlich zu erklären, gebraucht sie durchgängig eine Vielzahl von Fachtermini. Hier ist auf die zweite Auflage des Buches zu hoffen, die – vielleicht doch in einer „Light“-Version – in laiengerechter Sprache (und tippfehlerkorrigiert) sicherlich für diese Patientinnengruppe einen sehr großen Nutzen haben wird. Bis dahin sind den Endometriosepatientinnen die Ratgeber von Anna Wilken und Martina Liel auch weiterhin zu empfehlen.
© Tewes Wischmann 2021
Markus Behrend: Depressionen überwinden. 2018
Markus Behrend: Depressionen überwinden. 2018, ohne Verlag, ISBN 978-1729067697
Als Paar- und Familientherapeutin, die überwiegend Kinderwunschberatung durchführt, habe ich es selten Klienten, die eine klinische Depression aufweisen. Sehr häufig jedoch kommt es vor, dass die Trauer wegen des unerfüllten Kinderwunsches auch depressive Züge aufzeigt. Daher hat mich der o.a. Ratgeber interessiert.
Das Buch ist mit rund 100 Seiten sehr kompakt und vor allem sehr lesefreundlich geschrieben. Behrendt schildert die unterschiedlichen Formen von Depressionen, die typischen Symptome und geht hier auch auf sog. „reaktive Depressionen“ ein, also auf Depressionen, die in Folge einer psychosozialen Belastung (wie z.B. der unerfüllte Kinderwunsch) entstehen können. Diese Erklärungen sind für Laien sehr gut nachvollziehbar.
Vor allem jedoch finde ich den pragmatischen Ansatz des Buches hilfreich: Der Autor formuliert immer wieder Fragen, die der Leser für sich beantworten kann, um (vorwiegend im ersten Teil des Buches) die Depression einzuordnen und sie (überwiegend im zweiten Teil) zu überwinden. Das Buch bietet breitgefächert Anregungen zum Verhalten und mit dem Umgang einer Depression (oder eben einer depressiven Reaktion), fördert damit die Resilienz und geht auch darauf ein, wie sich Nahestehende konstruktiv verhalten können.
Ein praktischer Ratgeber, der Betroffenen empfohlen werden und den man als Fachkraft zum schnellen Nachlesen verwenden kann.
(© Petra Thorn 2020)
Christina Diehl: Netter Versuch, Schicksal. 2021
Christina Diehl: Netter Versuch, Schicksal. MVG Verlag, München 2021
Beeindruckend erzählte Lebens- und Leidensgeschichte mit Happy End (ein anderes als sonst üblich)
Christina Diehl erzählt in diesem Buch ihre Kinderwunschgeschichte von sechs Fehlgeburten innerhalb von fünfeinhalb Jahren. In einer sehr offenen und direkten – gelegentlich konfrontativen – Art beschreibt sie die Entwicklung ihres Kinderwunsches, die Erfahrung der ersten Fehlgeburt, ihre medizinische Ursachensuche, das teilweise albtraumhafte Erleben weiterer Fehlgeburten, mit Komplikationen bis zur Lebensbedrohlichkeit, bis sie (und ihr Partner) den Kinderwunsch mit der letzten Fehlgeburt gehen lassen müssen – und auch können. Eindrücklich beschreibt sie die Erfahrungen, die viele Paare mit Kinderwunsch bzw. Fehlgeburten mit ihrem nicht immer empathischen Umfeld machen (müssen), gipfelnd in der „Best of“-Liste aller Schwangerschaftstipps, aber auch die medizinischen Odysseen, welche Paare mit wiederholten Fehlgeburten oft absolvieren.
Sehr schön werden die Ressourcen geschildert, die helfen können, diese Kindsverluste auszuhalten: eine haltgebende Partnerschaft – in der der Mann auch Platz für seine Trauer hat –, Freundinnen und Familie, die unterstützen, ein wohlwollendes Arbeitsumfeld und gegebenenfalls psychotherapeutische Unterstützung. Durch ihre enorme Power, ihren Humor, insbesondere aber durch ihre Bereitschaft, offen über ihre Erfahrungen zu berichten und ihr Erleben zu teilen – und damit die sonst fast immer übliche Tabuisierung von Fehlgeburten zu durchbrechen – schafft es Christina Diehl, den Albtraum wiederholter Fehlgeburten zu bannen und sich (und dem Partner) neue Lebensperspektiven aufzubauen.
Allen Frauen, die sich mit dem Thema (wiederholte) Fehlgeburt auseinandersetzen müssen, ihren Partner*innen, Verwandten, Freund*innen und Kolleg*innen kann dieses Buch uneingeschränkt empfohlen werden. Auch professionell mit diesem Thema befasste (Mediziner*innen, Beratungsfachkräfte, Psychotherapeut*innen, etc.) werden von der Lektüre dieses Buches sicherlich profitieren. Christina Diehl gibt den Betroffenen hierin tatsächlich eine Stimme, und diese sollte unbedingt gehört werden.
(© 2022 Tewes Wischmann)
christian Falkenstein: Nein danke, keine Kinderbilder. 2017
Christian Falkenstein „Nein danke, keine Kinderbilder. Eine männliche Perspektive der ungewollten Kinderlosigkeit“. Eigenverlag, 2017
Sehr informatives und liebevoll gestaltetes Buch
Dieses kleine Büchlein (ca. 80 Seiten) beschreibt auf pragmatischer und dennoch emotionaler Art, was die Diagnose „unfruchtbar“ für den Autor bedeutete und wie er damit umgegangen ist. Es ist wirklich lohnenswert, sich mit dieser männliche Perspektive auseinanderzusetzen, sowohl für Frauen (entweder die Partnerinnen betroffener Männer oder auch die Beratungsfachfrauen bzw. Reproduktionsmedizinerinnen) als auch für Männer, die sicherlich das eine oder andere sehr gut nachempfinden können.
Das Buch ist im Eigenverlag erschienen und scheint nur über Amazon erhältlich zu sein.
(c) Petra Thorn
Miriam Funk: Tabuthema Fehlgeburt. 2017
Miriam Funk „Tabuthema Fehlgeburt“, Mabuse-Verlag, 2017, 16,95 Euro
Auch in der Frühschwangerschaft bedeutet eine Fehlgeburt, dass Frauen ihr Kind verlieren. Die individuelle Trauer von Paaren nach Fehlgeburt ernst zu nehmen, sie mit Respekt und Mitgefühl zu behandeln, ist das zentrale Anliegen dieses Ratgebers. Mirjam Funk hat mit diesem Buch eine Marktlücke gefüllt – das schmale Buch ist hilfreich gleichermaßen für Betroffene, Angehörige sowie beruflich Tätige.
Die Autorin hat gut recherchiert und durch eine eigens durchgeführte Befragung von 430 Frauen zahlreiche Stimmen rund um das „Tabuthema Fehlgeburt“ gesammelt. So ist eine gute Mischung aus sachlichen Informationen und Zitaten entstanden, die deutlich machen, wie Frauen einen solchen Verlust erleben und was sie brauchen, um ihn betrauern und gut in ihr Leben integrieren zu können. Miriam Funk betont besonders die Individualität eines solchen Empfindens. Wie eine Frau die Fehlgeburt am besten verarbeiten kann, ist so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Was jedoch jede Frau braucht, ist eine einfühlsame Begleitung und Vermittlung von Wissen als Grundlage für eigenständige Entscheidungen.
Die Autorin legt großen Wert darauf, dass Frauen selbst entscheiden können, ob sie der Fehlgeburt mit einer abwartenden Haltung begegnen oder eine Ausschabung vornehmen lassen, Vor- und Nachteile beider Vorgehensweisen sollten ihr nahe gebracht werden. Auch auf die verschiedenen Möglichkeiten einer Bestattung sollten bereits niedergelassenen Frauenärzte immer frühzeitig hinweisen. Durch die vielen Stimmen betroffener Frauen wird der LeserIn sehr deutlich, warum manche gut gemeinten Ratschläge Angehöriger („Du wirst bestimmt bald wieder schwanger“) oder routinemäßig gebrachtes Vokabular von Ärzten („Abortmaterial“) alles andere als hilfreich für Betroffene sind und wie man akut und auch in der Folge Frauen mit Fehlgeburt am besten zur Seite stehen kann. Wünschenswert wäre in einer 2. Auflage, die Rechtschreibfehler zu verbessern und auch die Männer noch mehr zu Wort kommen zu lassen. Es bleibt zu hoffen, dass viele ÄrztInnen die Empfehlungen aus diesem Buch umsetzen und es dazu beiträgt, dass Fehlgeburten zukünftig nicht mehr traumatisch erlebt werden!
(© Doris Wallraff 2017)
Marijke Linssen: Verborgenes Verlangen. 2018
Marijke Linssen: Verborgenes Verlangen – Coaching-Buch für Paare für den Zeitraum ihrer Fruchtbarkeitsbehandlungen. 2018
Das Buch erschien zuerst 2015 in den Niederlanden und wurde 2018 ins Deutsche übersetzt. Marijke Linssen war selbst von unerfülltem Kinderwunsch betroffen (in ihrem Buch als „Erfahrungsexpertin“ geführt) und hat mit ihrem Partner über assistierte Reproduktion schließlich ein Kind bekommen. Sie ist als Coach auf die Begleitung ungewollt kinderloser Paare spezialisiert. Das Buch wirbt mit vielen Erfahrungsberichten sowie einem Arbeitsbuch, es wird diesem Anspruch auch wirklich gerecht. Es ist ausgesprochen praxisnah geschrieben und bietet eine Fülle von Tipps zu den praktischen, körperlichen und emotionalen Aspekten der Auseinandersetzung mit dem unerfüllten Kinderwunsch. Herauszuheben ist dabei, dass der Mann immer mitangesprochen ist, sei es bei den vielen Zitaten anderer „Erfahrungsexperten“, sei es in den ganz konkreten und gut verständlichen Anleitungen.
Viel Wert legt Marijke Linssen auf die Kommunikation der Partner in den verschiedenen Phasen der Kinderwunschbehandlung, in dem sie jedes Kapitel mit einem Abschnitt „Reden hilft“ enden lässt, in dem mögliche Gesprächsinhalte miteinander und mit Dritten skizziert sind. Die dreizehn Kapitel sind den bekannten Themen einer Kinderwunschbehandlung (einschließlich medizinischer Aspekte) gewidmet, einschließlich des Umgangs mit dem sozialen Umfeld (Familie, Freunde, Kollegen), und mit dem Schwerpunkt der „Achterbahn der Gefühle“, die jedes Paar in Kinderwunschbehandlung durchläuft. Es werden auch immer wieder konkrete Tipps gegeben, die sehr hilfreich sind und auch unkompliziert umzusetzen. Das Thema dauerhafter ungewollter Kinderlosigkeit wird in einem eigenen Kapitel behandelt, einschließlich Tipps für Abschiedsrituale. Die Besonderheiten der „Third-party reproduction“ werden in diesem Buch allerdings nur am Rande behandelt.
In einem von Marijke Linssen entwickelten Programm werden auf kognitiv-verhaltenstherapeutisch- sowie achtsamkeitsbasierter Methodik entwickelte konkrete Übungen für Frauen und Männer in 18 einzelnen Schritten dargestellt, die die Selbstwirksamkeit der betroffenen Paare erhalten und stärken helfen. Der Ratgeber endet mit Tipps für bessere Gespräche und zur Stressreduzierung, mit Entspannungsübungen und Tipps für die „Wartewochen“ (zwischen Embryotransfer und Schwangerschaftstest).
Insgesamt ist dieser Ratgeber durch die Vielzahl der Erfahrungsberichte, die Fülle an konkreten Tipps und Übungsbeispiele, die konsequente paarorientierte Ausrichtung und Ressourcenorientierung – trotz des hohen Preises – uneingeschränkt jedem Paar zu empfehlen, welches sich mit den vielfältigen Hindernissen auf dem Weg zur Familiengründung und den damit einhergehenden Gefühlen auseinander zu setzen hat.
Das Buch ist im Eigenverlag erschienen.
ISBN: 978-9090312514, € 47,00
(© Tewes Wischmann 2021)
Zimmermann, Wallraff: Eine Familie mit Samenspende gründen. 2016
Judith Zimmermann und Doris Wallraff „Eine Familie mit Samenspende gründen. Praktische Information für alle, die über eine Samenspende nachdenken“ FamART, Mörfelden, 2016
Sehr informatives und liebevoll gestaltetes Buch
Dieses Buch richtet sich insbesondere an Menschen, die ihre Familie mit Spendersamen gründen wollen oder gegründet haben, aber auch an Menschen, die gern mehr zu diesem Thema wissen möchten.
Sie können hier zum Beispiel Entscheidungsgrundlagen dafür erhalten, ob die Familienbildung mit Samenspende der richtige Weg ist. Sie können darüber lesen, was bei der Auswahl des Spenders beachtet werden sollte, wie man den richtigen Arzt findet, in welcher Weise die Wunscheltern bei der medizinischen Behandlung mitarbeiten können und welche rechtlichen Fragen zu bedenken sind. Sie erhalten Tipps, wie Sie die Kinderwunschbehandlung gut überstehen und wie Sie mit negativen Versuchen umgehen können. Zu der Frage, die die meisten Eltern von Kindern nach Gametenspende bewegt, nämlich „Wen, wann und wie aufklären?“ finden Sie ebenfalls professionelle Antworten. Und nicht nur das – darüber hinaus können Sie auch darüber lesen, was während der Schwangerschaft und Geburt auf Sie zukommen kann, wie es den Kindern geht, die durch eine Samenspende entstanden sind und wie sich die Familien entwickeln.
Ich möchte das Buch gern aufgrund der Vielzahl der darin enthaltenen Informationen empfehlen. Besonders besticht dieses Buch auch durch seine ausgesprochen liebevolle Gestaltung mit zahlreichen comicartigen Zeichnungen, in denen ich mich und meine Familie selbst teilweise wiedergefunden habe.
B. T. (Rezension bei Amazon)
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